Mathilde Quappi Beckmann an Hedda Schoonderbeek
Mathilde Quappi Beckmann an Hedda Schoonderbeek
Ich vergaß neulich ganz über die Ereignisse in Deutschland zu reden, ja es ist so furchtbar u. entsetzlich was da geschah u. noch geschie[h]t daß einem einfach schlecht wird, wenn man davon hört u. dran denkt – so was war doch noch nicht da! Alle Menschen, die wir sprachen von Leuten aus dem Volk oder Reiche, es ist ein Entsetzten, und ich hoffe in England auch sodaß sie endlich merken daß sie mit Hunnen u. Barbaren zu tun haben.
Mathilde Beckmann in einem Brief an ihre Schwester Hedda Schoonderbeek, 25. November 1938
Im Max Beckmann Archiv befinden sich 870 handschriftliche und fast durchweg unpublizierte Briefe von 1938 bis 1980, zum großen Teil mehrseitige, mit zahlreichen Postkarten und etlichen Beilagen. Aus dem Jahre 1940 gibt es nur eine Karte, von 1941 bis 1945 keine Schriftstücke.
In den Briefen werden zwar häufig engere Familienangelegenheiten betreffend die drei Schwestern, Mathilde, Hedda Schoonderbeek (1900–1992) und Doris Mc Ferguson-Cooper (1898–1950) sowie ihre gemeinsame Mutter Frida, geb. Scotta (1871–1948) behandelt, aber in den Jahren 1938 bis 1950 kommt auch das Leben mit Max Beckmann in Paris, Amsterdam und den USA ausgiebig zur Sprache, werden sein Schaffen, die Lebensumstände, die Reisen und die politischen Verhältnisse, werden auch zahlreiche Werke, verschiedene Freunde und Bekannte erwähnt, sodass diese Briefe, Postkarten und Beilagen eine wichtige Ergänzung zu Beckmanns eigenen Briefen und zu seinen Tagebüchern darstellen.
Nach dem Tod des Künstlers am 27. Dezember 1950 ist die Verbindung zu den zahlreichen Freunden und Bekannten, unter ihnen Museumsdirektoren, Schriftsteller und Kunsthändler, nicht abgebrochen, sodass auch die Schriftstücke dieser Zeit noch interessante Informationen enthalten.
Im November 1938, in dem der oben wiedergegebene Brief an Hedda entstand, lebten Max und Mathilde Q. Beckmann bereits einige Wochen in Paris und sie planten, vollständig dorthin zu ziehen. Der Maler versprach sich in der französischen Metropole bessere Verbindungen und Möglichkeiten, Bilder auszustellen und zu verkaufen als in Amsterdam. Erst im Mai des darauffolgenden Jahres übersiedelten die Beckmanns wieder nach Amsterdam – auch dann glaubten sie noch an eine Interimslösung und gedachten ganz nach Paris zu ziehen. Stattdessen unternahm Beckmann im Frühsommer alleine eine Reise nach Italien und kehrte dann endgültig nach Amsterdam zurück.