Max Beckmann: Selbstbildnis mit Horn, Gemälde (1938)
Max Beckmann: Selbstbildnis mit Horn, Gemälde (1938)
Zu Beginn seiner Radier-Folge Jahrmarkt hat sich der Künstler Max Beckmann 1921 als Ausrufer des „Circus Beckmann“ dargestellt, der mit einer Glocke Aufmerksamkeit verlangt. Der Welt des Zirkus gehört er mit seinem rot-schwarz gestreiften Gewand auch 1938 an, wie er sich überhaupt häufig im Kostüm zeigt, um so indirekt etwas von seinem Wesen zu offenbaren. Vor uns steht einer in kräftiger Statur, mit mächtigem Schädel und energisch zusammengepressten Lippen. Das allein aber macht den Dargestellten nicht aus. Unsicher wirken die Hände, unsicher, fragend der Blick aus den verschatteten Augen, und so steht dieser Mann auch nicht einfach da, sondern scheint hinter einer roten Wand hervorgekommen zu sein, sodass sein Gewand zwischen Licht und Schatten changiert und auch der Kopf zum großen Teil verschattet ist.
Wir kennen das Gemälde nach Fotografie in einer früheren, offenbar helleren Fassung. Dort lächelt er und zeigt mit der Rechten auf das Horn, ist dieses Horns wie dessen Wirkung noch sicher gewesen, wusste, dass er die Menschen erreicht. Die endgültige Fassung jedoch ist von Zweifel erfüllt. Düster blickt er dem ausgesandten Signal nach, unsicher hält er die ehemals weisende Hand - und zeigt sich andererseits als vitaler Artist im „Circus Beckmann“, Teil des „Großen Welttheaters“, der unbeirrbar seine Signale trotz der Emigration aussenden wird.
Weiterführende Literatur:
Lenz, Christian: Schön und schrecklich wie das Leben. Die Kunst Max Beckmanns 1937 bis 1945. In: Max Beckmann. Exil in Amsterdam. Ausstellungskatalog. Amsterdam / München: Hatje Canz 2007/2008, S. 33-107