Sonderausstellung: Max Beckmann

Beckmanns Wohnhaus und Atelier, Amsterdam, Rokin 85

Aquarell: Mathilde Beckmann, Rokin 85
Mathilde Q. Beckmann: Innenansichten der Wohnung am Rokin 85, 1937, Mischtechnik, Privatbesitz
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Fotoabteilung © M. Q. Beckmann, Max Beckmann Archiv
Sonderausstellung: Max Beckmann

Beckmanns Wohnhaus und Atelier, Amsterdam, Rokin 85

Ich bin oft  -  sehr oft allein. Das Atelier in Amsterdam, ein großer alter Tabaks-Speicher, füllt sich aufs Neue mit Figuren aus alter und neuer Zeit und immer spielt das Meer von Nah und Weit durch Sturm und Sonne – in meine Gedanken.

Max Beckmann: Über meine Malerei, 1938


Nachdem die Beckmanns am 17. Juli 1937 „getarnt“ als Urlauber in die Niederlande eingereist waren, lebten sie zunächst in der Pension Bank in der Beethovenstraat 89, bevor sie ab Ende September/Anfang Oktober des Jahres auf Vermittlung des Kunsthistorikers Hans Jaffé die Wohnung mit Atelier in dem typischen Amsterdamer Grachtenhaus am Rokin 85 fanden, mit einem ehemaligen Tabaksspeicher als Atelier. Die Wohnung war mit nur zwei Zimmern - durch eine Schiebetür voneinander getrennt – relativ klein, die behelfsmäßige Küche konnte über eine leiterartige Treppe erreicht werden und war mit einem Vorhang verdeckt. Ende September, als Beckmann sich auf einer Frankreichreise mit Baron Rudolf von Simolin und Stephan Lackner befand, kümmerte sich Mathilde Q. Beckmann um die Einrichtung. Ein Brief von ihr an ihren Mann hat sich in einem seiner Skizzenbücher erhalten. Darin berichtetesie ihm über die Fortschritte der Malerarbeiten in Atelier und Wohnung und holte seine Meinung über die Farbgebung ein, die seiner Antwort nach „auf keinen Fall zu knallig“ sein dürfe (Max Beckmann Briefe Band 3, Nr. 666).

Im Frühjahr 1939, als die Beckmanns wieder in Paris weilten, wo der Maler noch ein Atelier unterhielt, gingen die Überlegungen dahin, die Wohnung am Rokin aufzugeben und ganz nach Paris zu ziehen, da, so schreibt Mathilde Q. Beckmann in einem Brief an die Schwester Hedda, falls es Krieg geben würde, Holland auf jeden Fall in diesen miteinbezogen wäre. Im Nachhinein äußerte Max Beckmann in einem Interview (Zeitungsartikel St. Louis Post Dispatch 1947), dass es ein Fehler gewesen sei, in den Niederlanden zu bleiben und nicht stattdessen etwa in die Schweiz zu emigrieren.

Als Beckmann 1947 zum ersten Mal in die USA reiste, behielt er zunächst aufgrund der unsicheren Zukunftsperspektive nach dem Krieg die Wohnung am Rokin bei. Aus einem weiteren Brief von Mathilde Q. Beckmann an ihre Schwester vom Oktober 1947 geht hervor, dass während ihrer Abwesenheit dort eingebrochen worden war und einige Dinge, an denen sie sehr hingen, gestohlen wurden. Erst nach ihrer endgültigen Emigration in die Vereinigten Staaten im September 1948 und dem Erhalt der Einwanderungsvisa in die USA lösten die Beckmanns ihre Exilbleibe am Rokin 85 auf.

Galerie