Briefe: Thomas Mann an Stephan Lackner (31. August 1935 / 6. August 1938)

Briefe: Thomas Mann an Stephan Lackner
Briefe: Thomas Mann an Stephan Lackner, 31. August 1935 / 6. August 1938
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Fotoabteilung, im Besitz des Max Beckmann Archivs München, Nachlass Stephan Lackner, mit freundlicher Genehmigung von Frido Mann, © S. Fischer Verlage, Frankfurt am Main

Briefe: Thomas Mann an Stephan Lackner (31. August 1935 / 6. August 1938)

Dieser Brief Thomas Manns vom 31. August 1935 bezieht sich sowohl auf das Interview, das Stephan Lackner kurz vorher in Salzburg mit ihm geführt hatte und auf die Überarbeitung des Textes sowie auch auf den Gedichtband von Lackner.

Das Interview fand im Sommer 1935 in Salzburg statt. Nachdem Lackner im Februar Thomas Mann in Chantarella bei St. Moritz kennengelernt und im März von ihm in Küsnacht eingeladen worden war, wollte er ihn nun für das Neue Tage-Buch interviewen, wobei es hauptsächlich um eine Stellungnahme zum Faschismus ging.

Thomas Mann war schließlich mit der Publikation des Interviews nicht einverstanden. Stephan Lackner hat es erst wesentlich später, 1988 im Selbstbildnis mit Feder veröffentlicht.

In dem vorliegenden Brief begründet Thomas Mann seine Entscheidung: „Es ist einfach so: ich habe über die Dinge, nach denen Sie mich fragten und die Ihr Interview in knapper und etwas trockener Form behandelt [handschriftlich hinzugefügt: sind], in diesen ganzen Jahren seit dem deutschen Umsturz geschwiegen, nur einmal, in dem Don Qichote-Essay Einiges anklingen lassen, unter dem Vorbehalt, eines Tages mit meiner Ansicht über diese Vorgänge, meinem Erlebnis davon, in ausführlicher und für mich entscheidender Weise hervorzutreten. Eine vorläufige, verfrühte und notwendig unzulängliche Aeusserung über den Komplex in Form eines Interviews ist mir in der Seele zuwider (….)“.

Thomas Mann vertrat in seinem Brief vom 31. August 1935 die Meinung, dass Kunst für den Faschismus nicht von Belang sei. Er selbst sei zum Typischen, das heißt zum Mythischen gelangt, unter dem freilich etwas anderes als die Vorstellung des Faschismus zu verstehen sei. Er nehme jedoch an, dass es später, nach Überwindung der Krise, immer noch die Möglichkeit geben könne, das Christlich-Spirituelle mit der heidnischen Antike zu vereinen. 1936 erschien Thomas Manns öffentliche Absage an das nationalsozialistische Deutschland.

Der zweite Brief von Thomas Mann vom 6. August 1938 bezieht sich auf Lackners Aufsatz Das Welttheater des Malers Beckmann, für dessen Zusendung Thomas Mann dankt: „Persönlich haben Sie mir einen Dienst damit erwiesen. Mein altes Interesse für Beckmanns Kunst kam beim Lesen sehr auf seine Rechnung. Für unsere Zeitschrift aber scheint auch mir die Arbeit nicht recht zu taugen.“ Zur Veröffentlichung empfiehlt er stattdessen eine Kunstzeitschrift oder eine Beckmann-Mappe.

Weiterführende Literatur:
Lenz, Christian: Max Beckmann Archiv. Erwerbungen 1985-2008. In: Lenz, Christian (Hg.): Hefte des Max Beckmann Archivs 10. München: Max Beckmann Archiv 2008, S. 58
Lenz, Christian: Stephan Lackner, der Freund Max Beckmanns. In: Lenz, Christian (Hg.): Hefte des Max Beckmann Archivs 5, Ausst.-Kat. Staatsgalerie Moderner Kunst München. München:  2000, Kat.-Nr. 7, S. 65

 

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