Max Beckmann: Abfahrt (Departure), Gemälde (1932 - 1935)
Max Beckmann: Abfahrt (Departure), Gemälde (1932 - 1935)
In der eigenhändig geführten Liste von Beckmanns Werken lauten die Titel für die einzelnen Bilder des Triptychons: Das Schloß (links), Die Treppe (rechts) und Heimkehr (für das Mittelbild).
Bei gleicher Höhe von 215,5 cm ist das Mittelbild mit 115 cm nur wenig breiter als die Seitenbilder, die jeweils 99,5 cm messen. So kommt den Seitenbildern von vornherein erhebliche Bedeutung zu. Sie zeigen düstere Innenräume mit beängstigenden Szenen, während auf dem Mittelbild die Offenheit und Weite von Meer und Himmel sowie eine Königsfamilie mit ihren Helfern an hellem, sonnigem Tage zu sehen sind.
Der Titel „Abfahrt“ für das Triptychon insgesamt kommt von Seiten Beckmanns erstmals in der Korrespondenz mit dem Kunsthändler Curt Valentin vor. In einem Brief vom 11. Februar 1938 an ihn scheut sich der Maler einerseits die Darstellung zu erklären, andererseits gibt er einen wichtigen Hinweis, den er aber gleich wieder zu relativieren versucht:
„Abfahrt, ja Abfahrt vom trügerischen Schein des Lebens zu den wesentlichen Dingen an sich, die hinter den Erscheinungen stehen. Dies bezieht sich aber letzten Endes auf alle meine Bilder. Festzuhalten ist nur, dass „die Abfahrt“ kein Tendenzstück ist und sich wohl auf alle Zeiten anwenden lässt.-“
Obwohl Max Beckmann seit 1932 zunehmenden Anfeindungen durch die Nationalsozialisten ausgesetzt war, hat er doch mit dem Triptychon keine Abfahrt im politischen Sinne dargestellt, keinen Hinweis auf ein mögliches Exil gegeben, vielmehr gehörte für ihn Politik zum „trügerischen Schein des Lebens“. Die Fahrt, die zu den „wesentlichen Dingen an sich“ geht, ist mit dem Gewinn an Freiheit verbunden, wie Beckmann das Kind des Königspaares gegenüber Lilly von Schnitzler erklärt hat, und sie ist zugleich eine „Heimkehr“.
Der Maler leugnet zwar, das Bild sei ein „Tendenzstück“, also ein politisches Bild, doch die Entstehung gerade 1932 bis 1935 macht deutlich, dass Beckmann mit dem anspruchsvollen, auf Öffentlichkeit angelegten Format ein Bekenntnis ablegen wollte, bei dem es indirekt auch um Politik ging, denn hier ist eine Art „Innere Emigration“ thematisiert, die sich zwar nicht nur auf Politik bezieht, aber diesen Bereich durchaus mit umfasst.