Sonderausstellung: Ludwig Meidner

Bildende Kunst

Fotografie: Ausstellung London, 1938
Twentieth Century German Art, Ausstellung in den New Burlington Galleries, London, 8. Juli 1938. An der zunächst als "Banned Art" („Verbotene Kunst“) konzipierten Ausstellung nahmen über 60 Künstler teil, die Deutschland bereits verlassen hatten.
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Fotoabteilung, © Max Beckmann Archiv
Sonderausstellung: Ludwig Meidner

Bildende Kunst

Wenn man dies alles – den ganzen Krieg oder auch das ganze Leben nur als eine Scene im Teater der ‚Unendlichkeit‘ auffasst, ist vieles leichter zu ertragen – .

Max Beckmann in seinem Tagebuch, 12. September 1940


Gegenüber Künstlern, die in der Weimarer Republik Sympathien für kommunistische Gruppen und Ideale hatten, setzte die Verfolgung durch die Nationalsozialisten früh ein und führte zu den ersten Auswanderungen aus Deutschland. Andere, die zwar noch in Deutschland ausharrten, aber aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu den Avantgarde-Bewegungen der Zeit bereits mit Repressionen und Berufsverboten zu kämpfen hatten, realisierten spätestens mit der Propagandaausstellung „Entartete Kunst“ 1937 die Gefahr, der sie in Deutschland ausgesetzt waren. Viele verließen das Land, einige versuchten, ihre Kunst im Verborgenen weiterzuführen und in einer „inneren Emigration“ an ihren künstlerischen Überzeugungen festzuhalten. Diese Entscheidungen von Malern, Grafikern und Bildhauern verliefen nicht nach einem allgemeinen Muster, sondern können erst in der Zusammenschau unterschiedlicher künstlerischer Biografien verstanden werden.

Wie wirkte sich die politische Situation in Deutschland auf die persönliche Lage Bildender Künstler aus? Die Flucht ins Exil, und damit das Abbrechen von beruflichen und privaten Bindungen, war für die meisten Künstler ein schwerer Schritt, der nicht nur die Vorsondierung und Auswahl eines neuen Lebens- und Arbeitsortes betraf, zunächst in Europa, auch in der Türkei, dann zunehmend in den Vereinigten Staaten von Amerika – viele hatten diese Wahl jedoch gar nicht. Verbunden mit einer Emigration war häufig das Zurücklassen von Werken, sofern sie nicht schon konfisziert oder zerstört worden waren. Im Ausland galt es, neue Wege im Kunstbetrieb ausfindig zu machen, Arbeits-, Ausstellungs- und Verkaufsmöglichkeiten zu finden, also in der Regel völlig neue Abläufe der Produktion, Vermittlung und des Verkaufs von Kunstwerken zu entwickeln. Selbst für solche Künstler, die in Deutschland oder Österreich sehr bekannt und erfolgreich gewesen waren, taten sich hier oftmals unüberwindliche Schwierigkeiten auf. Waren Einzelausstellungen vielfach nicht möglich, so wurden Projekte wie die 1938 in London organisierte Ausstellung „Twentieth Century German Art“ (ursprünglich als „Banned Art“, „Verbotene Kunst“ geplant) umso wichtiger. In den europäischen Metropolen und verstärkt in den USA ergaben sich Möglichkeiten der Lehre an Kunsthochschulen.

Gibt es gemeinsame Themen und Stile durch die Erfahrungen des Exils? Als Auswirkung auf die Inhalte von Bildwerken und Skulpturen wurde in der Forschung, ähnlich wie in Bezug auf die im Exil entstandene Literatur, eine Häufung von kritischen politischen und gesellschaftlichen Inhalten festgestellt. Ebenso entstanden aber auch Zentren der gegenstandlosen, abstrakten oder minimalistischen Kunst, etwa in den USA. Eine als „Exilkunst“ zu bezeichnende gemeinsame Richtung ist aus heutiger Sicht nicht feststellbar. Um der Vereinzelung der Künstler entgegenzuwirken und gegenseitige Unterstützung bzw. sozialen Austausch zumindest organisatorisch sicherzustellen, gründeten sich Verbände und Zusammenschlüsse wie beispielsweise der Freie Deutsche Kulturbund in Großbritannien (1939) oder das Kollektiv deutscher Künstler in Frankreich (1936), denen jeweils namhafte Bildende Künstler angehörten.

Für Künstler, die aus der Deutschen Demokratischen Republik in die Bundesrepublik ausreisten, oder diejenigen aus anderen Herkunftsländern, die heute in Deutschland Aufnahme finden, spielt der vielgliedrige, lebendige Kunstmarkt hierzulande eine wichtige Rolle, um künstlerisch Fuß zu fassen.