Sonderausstellung: Ludwig Meidner

Ludwig Meidner, Leichenreihen unter freiem Himmel, 1942–1945

Ludwig Meidner, Leichenreihen unter freiem Himmel, 1942-45
Ludwig Meidner, Leichenreihen unter freiem Himmel, 1942–1945, aus dem Zyklus "Leiden der Juden in Polen", Aquarell, Kohle, 55,6 × 75,8 cm
Foto: Uwe Dettmar, © Ludwig Meidner-Archiv, Jüdisches Museum der Stadt Frankfurt am Main, Inv. Nr. JMF 1994-0007 II/1254
Sonderausstellung: Ludwig Meidner

Ludwig Meidner, Leichenreihen unter freiem Himmel, 1942–1945

Die Leichen der Leute liegen wie Dünger auf dem Feld, wie Garben hinter dem Schnitter; keiner ist da, der sie sammelt.

Jeremia 9, 21


Das Aquarell zeigt zwei Reihen von Leichen, die sich links bis zum Horizont erstrecken. Die Toten liegen auf einer Waldlichtung, die Birke im Vordergrund kann zur Verortung des Geschehens beitragen. In Russland, Finnland und Polen gilt der Baum als nationales Symbol, vergleichbar mit der "deutschen Eiche". Die Blutlachen, in denen die Leichen liegen, deuten darauf hin, dass es sich um Opfer einer Massenerschießung handelt.

Von den sechs Millionen ermordeten Juden Europas wurden rund 2,1 Millionen nicht in Konzentrations- und Vernichtungslagern, sondern durch Massenexekutionen und Gaswagen umgebracht. Bereits 1941 kursierten in der alliierten Presse und in deutschsprachigen Exilzeitungen Berichte über Massenerschießungen. So erschien etwa im November 1941 im "Aufbau" folgende Nachricht zu einer Massenerschießung in Polen:
"Es wurde weiter in den amerikanischen Blättern von jenen Massenhinrichtungen mittels Maschinengewehren berichtet, in denen alleine in der Stadt Zaremby [= Zareby Koscielne, jidd.: Zaromb] ungefähr 6000 zur Exekution in Schützengräben getrieben Juden umkamen." ("Deportationen eingeschränkt" in: Aufbau, Bd. VII, Nr. 45, 07.11.1941)

Weiterführende Literatur:
Shulamith Behr, Ludwig Meidner: Exil, Kreativität und Holocaustbewusstsein, in: Horcher in die Zeit. Ludwig Meidner im Exil (Ausstellungskatalog Museum Giersch der Goethe-Universität, Frankfurt am Main), München 2016, S. 148-161.
Kathrin Hoffmann-Curtius: Bilder zum Judenmord. Eine kommentierte Sichtung der Malerei und Zeichenkunst in Deutschland von 1945 bis zum Auschwitz-Prozess, in Zusammenarbeit mit Sigrid Philipps, Marburg 2014.

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