Ludwig Meidner, Gaskammer, 1942–1945
Ludwig Meidner, Gaskammer, 1942–1945
Soweit bekannt, hatten die Züge drei Bestimmungsorte – Tremblinka [!], Belzec und Sobibor, die in den Berichten als "Vernichtungslager" beschrieben werden. […] Es wird berichtet, dass bei ihrer Ankunft die Überlebenden nackt ausgezogen und auf verschiedene Weise umgebracht wurden, unter anderem durch Giftgas und Stromschläge.
"The Extermination of Jews in German Occupied Poland" - Note addressed to the Governments of the United Nations on December 10th, 1942 and other documents, Published on behalf of the Polish Ministry of Foreign Affairs, London u.a. 1942
Meidners Kohlezeichnung entstand wahrscheinlich vor dem Frühjahr 1945. Denn nach der Befreiung der Vernichtungslager kursierten zahlreiche Fotos und Augenzeugenberichte, die übereinstimmend ein Detail überliefern: In den meisten Todeslagern waren die Gaskammern als Duschen getarnt, um Panik unter den Todgeweihten zu vermeiden, und dementsprechend mit Duschbrausen versehen. Da dieses in seiner Perfidität äußerst eindringliche Detail in Meidners Darstellung fehlt, schuf er die Zeichnung vermutlich bevor die entsprechenden Bilder und Berichte publiziert wurden.
Weiterführende Literatur:
Shulamith Behr, Ludwig Meidner: Exil, Kreativität und Holocaustbewusstsein, in: Horcher in die Zeit. Ludwig Meidner im Exil (Ausstellungskatalog Museum Giersch der Goethe-Universität, Frankfurt am Main), München 2016, S. 148-161.
Kathrin Hoffmann-Curtius: Bilder zum Judenmord. Eine kommentierte Sichtung der Malerei und Zeichenkunst in Deutschland von 1945 bis zum Auschwitz-Prozess, in Zusammenarbeit mit Sigrid Philipps, Marburg 2014.