Warum ist es so kalt?
Warum ist es so kalt?
Schon in München war unser Tun nicht unbedenklich gewesen. Jetzt aber war alles grundlegend anders und sehr viel prekärer. Wir waren Fremde überall, – nur zur Not geduldet von Behörden, die sich gehalten sahen, uns jede direkte politische Betätigung zu untersagen. Zu nah und mächtig war rundum das Nazireich ...
Erika Mann, Therese Giehse zum 70.Geburtstag, 1968. In: Erika Mann: Blitze überm Ozean. Aufsätze, Reden, Reportagen. Hrsg. von Irmela von der Lühe und Uwe Naumann. Reinbek 2000. S.449–457.
Nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 und den ersten Verhaftungen waren Erika Mann und ihr Ensemble in Deutschland nicht mehr sicher. Das Exil begann in der Schweiz. In Zürich gelang bereits im Oktober 1933 die Wiedereröffnung der „Pfeffermühle“. Es folgten Tourneereisen durch die Schweiz, in die Niederlande, nach Luxemburg und in die Tschechoslowakei. Bis zum Sommer 1936 wirkte Erika Manns Kabarett in über 1000 Vorstellungen als „Patrouille der Menschlichkeit entlang der Front der Bestialität“. Dabei bestimmten Krawalle und Auftrittsverbote, Zensurauflagen und eine umfassende Überwachung durch Polizei und Behörden das Geschehen rund um die „Pfeffermühle“. Im Januar 1936 eskalierte überdies ein seit 1933 schwelender Konflikt um Thomas Manns Haltung zur Emigration. Erst nach heftigem Druck der Tochter konnte sich Thomas Mann zu einer öffentlichen Absage an das nationalsozialistische Regime durchringen. Für die „Pfeffermühle“ wurde es in Europa immer schwieriger. Erfolglos versuchten Erika und Klaus Mann in Amerika einen Neustart mit der „Pepper Mill“.
Weiterführende Literatur
Irmela von der Lühe: Erika Mann. Eine Lebensgeschichte. Reinbek 2009, S.81–148.
Fluchtpunkt Zürich. Zu einer Stadt und ihrem Theater. Schauplätze der Selbstbehauptung und des Überlebens 1933–1945. Materialien zu einer Ausstellung zusammengestellt von Ute Cofalka und Beat Schläpfer. Berlin 1990.
Alexis Schwarzenbach: Auf der Schwelle des Fremden. Das Leben der Annemarie Schwarzenbach. München 2008.