Stefan Zweig

Mein literarisches Werk ist in der Sprache, in der ich es geschrieben, zu Asche gebrannt worden, in eben demselben Lande, wo meine Bücher Millionen Leser sich zu Freunden gemacht. So gehöre ich nirgends mehr hin, überall Fremder und bestenfalls Gast; auch die eigentliche Heimat, die mein Herz sich erwählt, Europa, ist mir verloren, seit es sich zum zweitenmal selbstmörderisch zerfleischt im Bruderkriege.

Stefan Zweig, Die Welt von gestern, 1942

Geborenam 28. November 1881 in Wien, Österreich
Gestorbenam 23. Februar 1942 in Petrópolis, Brasilien
ExilGroßbritannien (Vereinigtes Königreich), Brasilien
BerufSchriftsteller

Stefan Zweig entstammte einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie und verbrachte seine Kindheit in großbürgerlichen Verhältnissen in Wien. Bereits während seines Philosophiestudiums veröffentlichte er erste Gedichte und feuilletonistische Texte in der Neuen Freien Presse, darüber hinaus machte er sich auch als Autor von Erzählungen, Novellen und Essays sowie als Übersetzer aus dem Französischen einen Namen. Im Ersten Weltkrieg wurde Zweig in den Archivdienst der österreichischen Armee berufen und wandelte sich – zunächst noch der allgemeinen Kriegsbegeisterung folgend – unter den Eindrücken der militärischen Auseinandersetzungen zum überzeugten Pazifisten. Nach dem Krieg ließ er sich in Salzburg nieder, wo er unter anderem eines seiner bekanntesten Werke, die Novellensammlung Sternstunden der Menschheit (1927) schrieb.

Im März 1933 wurden die vielgelesenen Bücher des weitgereisten Kosmopoliten aufgrund seiner jüdischen Herkunft, seiner Wertschätzung der Arbeiten Sigmund Freuds sowie seiner Absage an den europäischen Nationalismus Opfer der NS-Bücherverbrennungen. Auf die Anfeindungen des antisemitischen Regimes reagierte Zweig mit einer völligen Abkehr vom politischen Tagesgeschäft. Die bereits zugesagte Mitarbeit an der von Klaus Mann herausgegebenen Exilzeitschrift Die Sammlung zog er dementsprechend aufgrund ihres offen antinazistischen Charakters zurück – zur Irritation zahlreicher emigrierter Kollegen.

Nach der Etablierung des austrofaschistischen Ständestaats und einer Hausdurchsuchung floh Zweig im Februar 1934 zunächst nach England, später dann, im Jahr 1940, über New York, Argentinien und Paraguay weiter nach Brasilien. Dort erhielt er eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung, für die er sich mit der Publikation Brasilien. Ein Land der Zukunft (1941) bedankte. Im Exil unterstützte Stefan Zweig Hilfsorganisationen wie das Emergency Rescue Committee und zusammen mit seiner ersten Frau Friederike Zweig Kollegen wie seinen Landsmann Joseph Roth. Bestürzt über die Vorgänge in Europa, nahm sich der Autor der berühmten Schachnovelle (1942) am 23. Februar 1942 zusammen mit seiner zweiten Frau Lotte Zweig das Leben. Das Vargas-Regime erwies dem jüdischen Ehepaar Zweig mit einem Staatsbegräbnis, das gemäß dem jüdischen Ritus durchgeführt wurde, die letzte Ehre.

Auswahl wichtiger Werke:
Der Zwang. Eine Novelle (Novelle, 1920)
Amok. Novellen einer Leidenschaft (Novellen, 1922)
Sternstunden der Menschheit. 14 historische Miniaturen (Novellen, 1927)
Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers (Autobiografie, 1942)
Schachnovelle (Novelle, 1942)

Weiterführende Literatur:
Matuschek, Oliver: Drei Leben. Stefan Zweig – Eine Biographie. Frankfurt am Main: Fischer 2006
Müller, Hartmut: Stefan Zweig mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1988

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