Erich Zeisl(Eric)
Erich Zeisl(Eric)
Also höre! Wir haben vorgestern von einem gänzlich fremden Telefonbuchzeisl ein Affidavit nach New-York bekommen. Was sagst Du dazu? Es wird natürlich sehr lange dauern bis da etwas herausschaut. Aber es ist doch ein Hoffnungsstrahl.
Eric Zeisl am 19. Oktober 1938 (Poststempel) an Hilde Spiel
Geboren | am 18. Mai 1905 in Wien, Österreich |
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Gestorben | 18. Februar 1959 in Los Angeles, California, USA |
Exil | Österreich, Vereinigte Staaten von Amerika (USA), Frankreich |
Beruf | Komponist, Musiker |
Eric Zeisl war ein Vertreter der moderaten Wiener Moderne. Kunstlieder, Instrumental- und Kammermusikwerke, Chor- und Orchesterwerke sowie musikdramatische Werke bestimmten sein Schaffen. Im Frühjahr und Sommer 1938 wich die Familie Zeisl, die jüdischer Abstammung war, vor dem Naziterror nach Baden bei Wien aus. Bereits damals pflegte der Komponist Korrespondenz mit der Literatin Hilde Spiel. Sie war seit 1936 im Londoner Exil.
Nach den Novemberpogromen im November 1938 flüchteten die Zeisls nach Paris. Dort erhielt Eric Zeisl den Auftrag zur Musik für die Bühnenfassung von Joseph Roths Roman Hiob: Mitglieder des Wiener Reinhardt-Ensembles brachten im Théâtre Pigalle im Juli 1939 eine Aufführung im Gedenken an den in Paris verstorbenen Autor. Bis an sein Lebensende arbeitete Zeisl in weiterer Folge an der Oper Hiob, Hans Kafka verfasste dazu das Textbuch. Das Werk blieb jedoch unvollendet. In Paris traf Eric Zeisl auf Darius Milhaud und Alma Mahler-Werfel.
Im September 1939 erreichten die Zeisls New York. Trotz ärmlicher Verhältnisse folgte eine Zeit des Aufschwungs. Nach der Geburt der Tochter Barbara im Mai 1940 übersiedelte die Familie nach Mamaroneck im Staat New York. Mit der Unterstützung von Hans Kafka und Hanns Eisler folgte Zeisl 1941 einer Einladung von Metro-Goldwyn-Mayer nach Los Angeles. Der ersehnte Erfolg stellte sich in Hollywood allerdings nicht ein. Die durch das "movie business" ausgelöste Schaffenskrise überwand Zeisl in der Hinwendung zu jüdischen Themen und vor allem in der Komposition des Requiem Ebraico (1944/45). Am 18. Februar 1959 verstarb Eric Zeisl nach einer Vorlesung am Los Angeles City College an den Folgen eines Herzinfarkts.
Text: Dr. Karin Wagner
Weiterführende Literatur:
Barclay, Barbara / Cole, Malcolm S.: Armseelchen. The Life and Music of Eric Zeisl, Westport: Greenwood Press 1984
Hanak, Werner / Haas, Michael / Wagner, Karin (Hg.): musik des aufbruchs. endstation schein-heiligenstadt. eric zeisls flucht nach hollywood. Begleitpublikation zur Ausstellung vom 30. November 2005 bis 26. März 2006. Wien: Jüdisches Museum 2005
Wagner, Karin: Fremd bin ich ausgezogen. Eric Zeisl – Biografie. Wien: Czernin 2005
Wagner, Karin (Hg.): ... es grüßt Dich Erichisrael. Briefe von und an Eric Zeisl, Hilde Spiel, Richard Stöhr, Ernst Toch, Hans Kafka u. a. Wien: Czernin 2008
Ausgewählte Werke:
Hiob (Oper, unvollendet, 1. Akt 1939/1940, 2. Akt 1957/1958)
The 92nd Psalm – Requiem Ebraico (S-A-T-B-Solo/gemischter Chor/Orgel oder Klavier oder Orchester, 1944/1945)
Sonata for Violin and Piano – Brandeis Sonata (1949/1950)
Sonata for Viola and Piano (1950)
Sonata for Cello and Piano (1951)
Second String Quartet in D Minor (1953)