Peter Weiss(Peter Ulrich Weiss, Sinclair)

Peter Weiss, Schriftsteller
Der junge Peter Weiss in Schweden, fotografiert von Curt Trepte, 1941.
Akademie der Künste, Berlin, Peter-Weiss-Archiv, Nr. 2441/1. © Giselher Trepte

Peter Weiss(Peter Ulrich Weiss, Sinclair)

Ich bin durch allerlei Umstände […] in ein kleines Nest an der böhmischen Grenze vertrieben, der Wind hat mich sozusagen dort hingeweht.

Peter Weiss in einem Brief an Hermann Hesse, Warnsdorf, Anfang Januar 1937

Geborenam 8. November 1916 in Nowawes (heute Potsdam-Babelsberg), Deutsches Reich
Gestorbenam 10. Mai 1982 in Stockholm, Schweden
ExilGroßbritannien (Vereinigtes Königreich), Tschechoslowakei, Schweden
BerufSchriftsteller, Maler, Filmregisseur, Dramatiker

Für den jungen Peter Weiss waren die Jahre der Emigration von 1933 bis 1945 die Jahre der Entwicklung zum Schriftsteller und Maler. Er verließ Deutschland 1934 als 18-jähriger mit einem tschechoslowakischen Pass, der Staatsangehörigkeit seines jüdischen Vaters wegen. Aufgewachsen war er in Bremen und Berlin. Die erste Exilstation wurde England, wo er Fotografie erlernte. 1936 übernahm der Vater, Eugen Weiss, Textilkaufmann mit internationalen Beziehungen, die Leitung einer Samtweberei in Warnsdorf (Böhmen). Von hier aus wanderte Peter Weiss im Juli 1937 von Linz aus zu Fuß in die Schweiz zu Hermann Hesse. Dieser bestärkte ihn darin, ein Studium der Malerei aufzunehmen. Vom Sommer 1938 an lebte er als Maler in der Casa Camuzzi in Montagnola und im nahen Carabietta im Tessin. Der Schweizer Aufenthalt, geprägt auch durch die Freunde Robert Jungk und Hermann Levin Goldschmidt in Zürich, endete im Januar 1939. Ohne in das bedrohte Prag zurückzukehren, folgte er den nach Schweden geflüchteten Eltern, arbeitete ein Jahr in einer Textilfabrik in Alingås, die sein Vater mitaufbaute.

Im Frühjahr 1941 hatte er in Stockholm eine Ausstellung als Maler und Zeichner. 1945 erhielt er die schwedische Staatbürgerschaft. 1947 fuhr er als Korrespondent von Stockholms Tidningen nach Berlin, um über die deutsche Nachkriegsgesellschaft zu berichten. In den folgenden Jahren war er Regisseur von Experimentalfilmen. Als Autor war er mit der literarischen Gruppe der „Fyrtiotalister“ bekannt. Auch seine literarischen Texte schrieb er schwedisch und wollte schwedischer Schriftsteller werden. In den 1950er Jahren kehrte er zur deutschen Sprache zurück. Sein Drama Marat / Sade, 1964 in Westberlin uraufgeführt, machte ihn international bekannt. Mit seinem dokumentarischen Drama Die Ermittlung (1965), das gleichzeitig in beiden deutschen Staaten uraufgeführt wurde, setzte sich Peter Weiss mit dem ersten Auschwitzprozess in Frankfurt am Main (1963-1965) auseinander.

Auswahl wichtiger Werke:
Das große Welttheater (Gemälde, 1937)
Der Hausierer (Gemälde, 1940)
Abschied von den Eltern (Roman, 1961)
Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade (Marat / Sade) (Drama, 1964)
Die Ermittlung (Drama, 1965)
Fluchtpunkt (Roman, 1965)
Die Ästhetik des Widerstands (Romantrilogie, 1975, 1978, 1981)

Weiterführende Literatur:
Bartsch, Ingo (Hg.): Der Maler Peter Weiss. Bilder, Zeichnungen, Collagen, Filme. Berlin: Frölich & Kaufmann 1982.
Beise, Arnd: Peter Weiss. Stuttgart: Philipp Reclam jun. 2002.
Homepage der Internationalen Peter-Weiss-Gesellschaft: http://www.peterweiss.org/

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