Helene Weigel
Meine Definition einer Dame ist eine, die sich bemüht um andere Leute, die eigentlich nur Gutes tut, schwer arbeitet. Sie war – ein scheußliches deutsches Wort – herzensgut. Das war Helli. Auch ihre Haltung zu anderen Leuten, auch ihre Haltung zu Brecht. Sie war, wenn Sie so wollen, eine „Grande Dame“.
Barbara Brecht-Schall in einem Interview mit James K. Lyon, 2000
Geboren | am 12. Mai 1900 in Wien, Österreich |
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Gestorben | 6. Mai 1971 in Berlin, Deutschland |
Exil | Tschechoslowakei, Schweiz, Österreich, Dänemark, Frankreich, Schweden, Finnland, Sowjetunion, Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
Remigration | Deutsche Demokratische Republik |
Beruf | Schauspielerin |
Für die Schauspielerin Helene Weigel, deren Arbeit stark mit der deutschen Sprache und der Theatertradition Deutschlands verknüpft war, bedeutete das Exil eine Zäsur: Während der 15 Jahre, die Weigel im Exil lebte, absolvierte sie nur wenige Auftritte. An die Erfolge, die sie in den Stücken ihres Mannes, dem Schriftsellers Bertolt Brecht, oder unter der Regie von Erwin Piscator an den Berliner Theatern gefeiert hatte, konnte die Charakterdarstellerin nicht anknüpfen. Die Frequenz mit der sie und ihr Mann, der Schriftsteller Bertolt Brecht, die Exil-Orte wechselten, gab ihr kaum die Möglichkeit, die Landessprache zu erlernen. 1933 verließ sie Deutschland. Allein zwischen 1933 und 1941 führte sie ihr Exil-Weg über die Tschechoslowakei, Österreich, Dänemark, Schweden, Finnland, Frankreich und Russland. Einen längeren Zeitraum verbrachte Helene Weigel in den USA. Von 1941 bis 1947 lebte sie in Kalifornien. Doch auch hier lernte sie die Landessprache nie so gut, dass sie als Schauspielerin Engagements erhielt. Zudem beklagte sich Weigel, dass sich ihr Gesicht nur für Charakterrollen, nicht aber für die Frauenrollen der Hollywoodfilme eigne.
1948 konnte die Schauspielerin endlich wieder auftreten. Sie hatte die USA inzwischen verlassen und wirkte an einer kleinen Inszenierung in der Schweiz mit. Obwohl sie befürchtete, sie habe ihr Handwerk im Exil verlernt, waren die Kritiker und das Publikum begeistert von ihrer Bühnenpräsenz. Ab 1949 kehre sie dauerhaft nach Deutschland zurück und konnte hier wieder als Schauspielerin, Regisseurin und Intendantin tätig sein.
Weiterführende Literatur:
Kebir, Sabine: Helene Weigel, Abstieg in den Ruhm, eine Biographie, Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verlag 2002
Steiner, Marion: Schauspielerinnen im Exil (1930-1945), Vier exemplarische Lebensläufe - Therese Giehse, Lilli Palmer, Salka Vierel, Helene Weigel / Marion Steiner, Saarbrücken: VDM 2008
Wilke, Judith: Helene Weigel 100, The Brecht Yearbook 25, Ontario: The International Brecht Society 2000