Konrad Wachsmann
Konrad Wachsmann
Es ist ganz furchtbar, wenn man plötzlich kein Heimatland hat. Der Entschluß, einen Strich zu ziehen, fällt noch leicht. Schwerer wird es, wenn der Termin der Rückkehr nicht abzusehen ist. Natürlich hätte ich nach Deutschland gehen können, um dann wie ein Kretin zu leben und irgendwann doch in einem Lager zu verschwinden. Nur in Deutschland bleiben, hieß auch dulden, akzeptieren.
Konrad Wachsmann in Der Wachsmannreport, 1985
Geboren | am 16. Mai 1901 in Frankfurt (Oder), Deutschland |
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Gestorben | am 25. November 1980 in Los Angeles, Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
Exil | Italien, Spanien, Frankreich, Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
Beruf | Architekt |
Einen "Wendepunkt im Bauen" wollte der Architekt Konrad Wachsmann herbeiführen. Als Chefarchitekt einer Holzbaufabrik entwarf er vorgefertigte Holzhäuser und machte sich so in den 1920ern einen Namen als Pionier des industriellen Bauens.
Im Sommer 1932 erhielt Wachsmann das renommierte Stipendium der Deutschen Akademie in Rom und begann im Januar 1933 seine Wohnung und sein Atelier einzurichten. Am 13. Mai 1933 gab er das Stipendium aus Protest gegen die Machtübernahme der Nationalsozialisten zurück. Daraufhin wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen.
Wachsmann ging mit falschen Papieren nach Granada. In unmittelbarer Reaktion auf die Veränderung des politischen Klimas in Spanien 1934 floh er nach Aix-en-Provence. Einige Wochen später kehrte Wachsmann nach Italien zurück und arbeitete bis 1938 erfolgreich als Architekt in Rom. Anlässlich des Besuchs von Hitler im Sommer 1938 wurde Wachsmann, der jüdischer Herkunft war, verhaftet. Nach der Entlassung aus der Haft konnte er zu Fuß aus Italien nach Frankreich fliehen. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er als „feindlicher Ausländer“ in verschiedenen Lagern interniert. Wachsmann trat der französischen Armee bei.
1941 erhielt Wachsmann eine Einreise-Erlaubnis für die USA, wo er mit Walter Gropius die Firma für Fertighäuser "General Panel Corporation" gründete, sein auch unternehmerisch größtes Projekt. Bis zu seiner Emeritierung lehrte Wachsmann an verschiedenen amerikanischen Universitäten und reiste regelmäßig für Gastvorträge nach Deutschland.
Weiterführende Literatur:
Grüning, Michael: Der Wachsmann-Report. Auskünfte eines Architekten. Berlin: Verlag der Nation 1985
Strauch, Dietrich / Högner, Bärbel: Konrad Wachsmann. Stationen eines Architekten. Berlin: Edition Progris 2013
Wachsmann, Konrad: Wendepunkte im Bauen. Dresden: Verlag der Kunst 1989