Berthold Viertel
Berthold Viertel
Lebensgang
Erdnähe, Sonnenferne / Ist unser Los. / Winzig sind uns die Sterne / Und New York ist groß.
Das Meer schmiegt sich/ uns in die Poren, / Wenn es zu Tropfen zerrinnt. / Wir haben den Weg verloren, / Den wir begannen als Kind.
Berthold Viertel, Fürchte dich nicht, 1941
Geboren | am 28. Juni 1885 in Wien, Österreich |
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Gestorben | am 24. September 1953 in Wien, Österreich |
Exil | Großbritannien (Vereinigtes Königreich), Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
Remigration | Österreich |
Beruf | Schriftsteller, Dramatiker, Theaterregisseur, Filmregisseur |
Der gebürtige Wiener Berthold Viertel trat zunächst literarisch in Erscheinung: Er schrieb Gedichte, Essays und Beiträge für die von Karl Kraus herausgegebene Zeitschrift Die Fackel. 1912 wurde er Dramaturg und Regisseur der Wiener Freien Volksbühne. Nach dem Ersten Weltkrieg folgten Engagements in Dresden und Berlin.
Sein Filmregiedebüt gab Viertel 1922 mit einer Adaption von Ibsens Nora. Nach zwei weiteren Produktionen erhielt er ein Angebot aus Hollywood. Zusammen mit seiner Frau, der Schauspielerin Salka Viertel, und seinen drei Söhnen zog er 1928 nach Kalifornien. Vier Jahre später kehrte er, frustriert von der amerikanischen Filmindustrie, allein zurück.
Unmittelbar nach Hitlers Machtantritt 1933 verließ Viertel Deutschland wieder und ging über Prag nach Großbritannien ins Exil, wo er drei Filme drehte. Als er 1939 keine neue Arbeitsgenehmigung erhielt, floh Viertel weiter in die USA. Dort pendelte er zwischen New York und Los Angeles, konnte jedoch weder am Broadway noch in Hollywood an alte Erfolge anknüpfen. Wie auch seine Frau Salka engagierte er sich für andere europäische Flüchtlinge und war Mitbegründer verschiedener Exilorganisationen wie der Tribüne für freie deutsche Literatur und Kunst in Amerika. 1942 erhielt der seit 1938 staatenlose Viertel die amerikanische Staatsbürgerschaft.
1947 ging der Regisseur wieder nach Europa. Er arbeitete für die BBC in London und am Theater in Zürich und Wien, wo er unter anderem Stücke von Tennessee Williams inszenierte, die er selbst übersetzt hatte. Diese Rückkehr sollte eigentlich nur übergangsweise sein, zu groß waren Viertels Vorbehalte der alten Heimat gegenüber: Er meinte, überall den „Reichskanzleistil“ zu hören. Viertel starb 1953 in Wien.
Auswahl wichtiger Werke:
(Film)
Nora (1922)
Die Abenteuer eines Zehnmarkscheines (1926)
Die heilige Flamme (1931)
The Wiser Sex (1932)
Little Friend (1934)
(Lyrik)
Die Spur (1913)
Fürchte dich nicht! (1941)
Der Lebenslauf (1946)
Weiterführende Literatur:
Siglinde Bolbecher (Hg.): Der Traum von der Realität: Berthold Viertel. Wien: Döcker 1998
Irene Jansen: Berthold Viertel. Leben und künstlerische Arbeit im Exil. New York u.a.: Peter Lang 1992
Siglinde Bolbecher u.a. (Hg.): Viertels Welt. Der Regisseur, Lyriker, Essayist Berthold Viertel. Begleitheft zur Ausstellung im Österreichisches Theatermuseum, Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1988