Amir Valle
Amir Valle
In Kuba denken die Schriftsteller, die Welt ist eine Insel. [...] Das erste Mal, als ich nach Spanien kam, begann sich meine Meinung zu verändern. [...] Heute zum Beispiel kann ich Kuba mit verschiedenen Blicken sehen. Das ist gut, du kannst besser verstehen, was in Kuba passiert.
Amir Valle im Interview am 1. August 2013
Geboren | am 6. Januar 1967 in Guantánamo, Kuba |
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Exil | Spanien, Bundesrepublik Deutschland |
Beruf | Schriftsteller |
Der kubanische Schriftsteller Amir Valle durfte 2006 nach einer Vortragsreise in Spanien nicht mehr in sein Heimatland zurückkehren. Zuvor war ein Publikationsverbot gegen ihn ergangen und Fidel Castro selbst hatte Valles nur im Internet kursierendes Buch Habana Babilonia als Schande für Kuba bezeichnet. Von 1992 an recherchierte Valle für das Buch über Prostitution. Er sprach hierfür mit Prostituierten und suchte verschiedene Archive auf. In einem Land, in dem es offiziell keine Prostitution gibt, wurde die Studie als Affront gegen die Regierung empfunden und ihre Veröffentlichung wurde verboten. Seitdem waren seine Arbeits- und Publikationsmöglichkeiten deutlich eingeschränkt. In weiteren Büchern, darunter einigen Kriminalromanen, setzte er sich mit den Schattenseiten der kubanischen Gesellschaft auseinander.
Insgesamt veröffentlichte er mehr als 20 Bücher. Seine Romane, Kurzgeschichten und Erzählungen wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Vor der Erteilung des Publikationsverbotes gewann er die bedeutendsten Literaturpreise seines Landes. 2004 veröffentlichte er Los desnudos de Dios (Die Haut und die Nackten), mit welchem er zum zweiten Mal den Nationalpreis Kubas für den erotischen Roman (La Llama Doble) erhielt.
Nach einem halbjährigem Aufenthalt in Spanien in Folge des Einreiseverbotes reiste er nach Deutschland; dort erhielt er ein sechsmonatiges Stipendium der Heinrich Böll Stiftung. Anschließend – von August 2006 bis Oktober 2009 – war er Stipendiat des Programms Writers in Exile des PEN. 2009 erhielt er in Deutschland politisches Asyl. Er lebt heute mit seiner Familie in Berlin.
Auswahl wichtiger Werke:
Los desnudos de Dios (Die Haut und die Nackten, Roman, 2004)
Jineteras (Roman, 2006)
Las palabras y los muertos (Roman, 2007)
Habana Babilionia - Prostitution in Kuba. Zeugnisse (Reportage, 2008)
Santuario de sombras (Roman, 2006)