Ernst Toller

Fotografie: Ernst Toller, Schriftsteller
Der Schriftsteller Ernst Toller, fotografiert von Eric Schaal, New York 1938
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Eric Schaal, EB 2003/051, © Wallstein Verlag, Göttingen

Ernst Toller

Toller besaß wie wenige andere die Gabe, Menschen hinzureißen. Er liebte die Menschen, die Menschen spürten das und sie spürten, daß die Worte, die er aus dem Munde ließ, ihm aus dem Herzen kamen. [...] Wenn einer, dann war er eine Kerze, die an beiden Enden angezündet, verbrannte.

Lion Feuchtwanger, Dem toten Ernst Toller, Nachruf 1939

Geborenam 1. Dezember 1893 in Samotschin in der Provinz Posen, Deutschland, heute Polen
Gestorbenam 22. Mai 1939 in New York, Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
ExilSchweiz, Großbritannien (Vereinigtes Königreich), Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
BerufSchriftsteller, Dramatiker

In seiner Rede zum Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 erklärte Joseph Goebbels Ernst Toller zu einem der Hauptfeinde der nationalsozialistischen Ideologie. Noch in der Nacht des Reichstagsbrands am 27. Februar hatte die SA Tollers Wohnung in Berlin gestürmt, um ihn zu verhaften. Dass sich Toller zu diesem Zeitpunkt gerade auf einer Vortragsreise in der Schweiz befand, rettete ihm das Leben.

Toller, der 1919 als Mitglied der Münchner Räteregierung zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt worden war, wurde durch die Erfolge seiner Theaterstücke noch während seiner Haftzeit zu einem der erfolgreichsten Dramatiker der 1920er-Jahre. Nach der Entlassung 1924 engagierte er sich neben seiner literarischen Arbeit als parteiloser Sozialist in der Liga für Menschenrechte und der Gruppe Revolutionärer Pazifisten. Aufgrund seiner großen Popularität als Kritiker von Zensur und Klassenjustiz in der Weimarer Republik, vor allem aber als Redner gegen den aufkommenden Nationalsozialismus war er bei den späteren Machthabern besonders verhasst.

1933 blieb Ernst Toller zunächst in der Schweiz. Ab 1934 lebte er in London und übersiedelte 1936 in die USA. Die Exiljahre waren geprägt von seinem unermüdlichen Einsatz als Redner, Aktivist und politischer Aufklärer. Durch seine Reputation, vor allem im englischsprachigen Raum, drang er dabei bis in ausländische Regierungskreise vor. Zugleich ging sein rastloses Engagement zu Lasten seiner literarischen Arbeit und seines Privatlebens. Politische Rückschläge, das Scheitern kraftraubender Bemühungen wie seine Hilfsaktion für die spanische Zivilbevölkerung im Bürgerkrieg sowie die davon ungeachtete stetige Ausweitung des nationalsozialistischen Machtbereichs in Europa führten in den Jahren des Exils immer häufiger zu Depressionen. Am 22. Mai 1939 nahm sich Ernst Toller in einem New Yorker Hotelzimmer das Leben.

Auswahl wichtiger Werke:
Die Wandlung. Das Ringen eines Menschen (Drama, 1919)
Masse – Mensch. Ein Stück aus der sozialen Revolution des 20. Jahrhunderts (Drama, 1921)
Der deutsche Hinkemann. Eine Tragödie in drei Akten (Drama, 1923)
Das Schwalbenbuch (Gedichte, 1924)
Hoppla, wir leben (Drama, 1927)
Eine Jugend in Deutschland (Autobiografie, 1933) 

Weiterführende Literatur:
Dove, Richard: Ernst Toller. Ein Leben in Deutschland. Göttingen: Steidl Verlag 1993
Rothe, Wolfgang: Ernst Toller in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag 1983
Frühwald, Wolfgang / Spalek, John M. (Hrsg.): Der Fall Toller. Kommentar und Materialien. München: Hanser Verlag 1979
Fuld Werner / Ostermaier, Albert (Hrsg.): Die Göttin und ihr Sozialist. Christiane Grautoff – ihr Leben mit Ernst Toller. Mit Dokumenten zur Lebensgeschichte. Bonn: Weidle Verlag 1996

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