Lisa Tetzner

Fotografie: Lisa Tetzner
Die Kinderbuchautorin und Märchenerzählerin Lisa Tetzner 1936 in Carona
© Christiane Dornheim-Tetzner

Lisa Tetzner

Meine schöpferischen Kräfte, die ich bereit war, Deutschland zur Verfügung zu stellen, können Sie nicht verbieten und hemmen […].

Lisa Tetzner an die Reichsschrifttumskammer, Carona, 25. September 1935

Geborenam 10. November 1894 in Zittau
Gestorbenam 2. Juli 1963 in Carona (Schweiz)
ExilSchweiz
BerufSchriftstellerin

Lisa Tetzner, die schon als Kind begonnen hatte, Geschichten zu erfinden, zog nach dem Ersten Weltkriegs als Märchenerzählerin über die Dörfer Mittel- und Süddeutschlands. 1924 heiratete sie den Autor Kurt Kläber. Das Paar wohnte in Berlin und in der Schweiz und bewegte sich in linken Künstlerkreisen.  

1927 übernahm Tetzner das Kinderprogramm am Berliner Rundfunk und begann neben der Herausgabe internationaler Märchen eigene Kinderbücher zu schreiben. Weil ihr Mann als Kommunist verdächtigt wurde, am Reichstagsbrand beteiligt gewesen zu sein, wurde er Ende Februar 1933 verhaftet. Tetzner erwirkte seine Entlassung und Kläber flüchtete umgehend über die Tschechoslowakei in die Schweiz. Sie folgte ihm wenige Tage später auf dem direkten Weg.

Tetzners Märchenbücher erschienen zunächst weiterhin in Deutschland, nur ihr Erstlingswerk Hans Urian wurde wegen des sozialkritischen Inhalts verboten. Nach der Publikation von … was am See geschah (1935) sah sich die Schriftstellerin wegen ihres Lebens im Exil Angriffen der nationalsozialistischen Parteipresse ausgeliefert. Der Buchverkauf wurde gestoppt und Tetzner aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. In der Schweiz erhielten sie und ihr Mann zunächst Berufsverbot. Als dann 1934 nur ihr Berufsverbot aufgehoben wurde, verdiente Tetzner den Lebensunterhalt für sich und ihren Mann bis 1953 als Dozentin für Sprecherziehung. Außerdem schrieb sie weitere Bände ihrer neunteiligen Jugendbuchreihe Erlebnisse und Abenteuer der Kinder aus Nr. 67, die auch international erfolgreich war. 1948 erhielt das Ehepaar, das zehn Jahre zuvor von Deutschland ausgebürgert worden war, die Schweizer Staatsbürgerschaft.

Auswahl wichtiger Werke:
Hans Urian oder Die Geschichte einer Weltreise (1929)
Erlebnisse und Abenteuer der Kinder aus Nr. 67. Odyssee einer Jugend. 9 Bände (1933-1949)
… was am See geschah (1935)
Die schwarzen Brüder (in collaboration with Kurt Kläber, 1940/41)

Weiterführende Literatur:
Bolius, Gisela: Lisa Tetzner. Leben und Werk. Frankfurt am Main: dipa-Verlag 1997
Geus, Elena: „Die Überzeugung ist das einzige, was nicht geopfert werden darf“, Lisa Tetzner (1894-1963): Lebensstationen – Arbeitsfelder. Frankfurt am Main: Univ. Diss. 1999
Schulz, Kristina: Die Schweiz und die literarischen Flüchtlinge (1933 - 1945). Berlin: Akademie-Verlag 2012

Galerie