Silvia Tennenbaum

Silvia Tennenbaum, Schriftstellerin
Die Schriftstellerin Silvia Tennenbaum auf dem Jüdischen Friedhof in der Rat-Beil-Straße in Frankfurt am Main, 2012
Porträt für die Bibliothek der Generationen. Foto: Historisches Museum Frankfurt/Stefanie Kösling

Silvia Tennenbaum

Wir sind weder Heilige noch Orakel!
[Englisches Original: We are neither saints nor oracles! ]

Silvia Tennenbaum in ihrem Essay Auschwitz and Life über die Rolle der Zeitzeugen, 1992

Geborenam 10. März 1928 Frankfurt am Main
Gestorbenam 27. Juni 2016 in Haverford, USA
ExilSchweiz, Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
BerufSchriftstellerin

Silvia Tennenbaum wuchs in einer liberalen jüdischen Frankfurter Familie auf. Nachdem sie noch in Frankfurt in eine private Mädchenschule eingeschult worden war, ging die Familie im Dezember 1936 zunächst in die Schweiz ins Exil, ein Schritt, der für die Tochter als Verwandtenbesuch getarnt wurde. Als ihr Stiefvater, der Dirigent Hans Wilhelm Steinberg, ein Engagement in New York erhielt, emigrierte die Familie im September 1938 weiter in die USA.

Silvia Tennenbaum studierte Kunstgeschichte an der Columbia University in New York. Sie arbeitete als Kunstkritikerin und schrieb Kurzgeschichten und Reportagen. Ihr erster Roman Rachel. The Rabbi’s Wife erschien 1978. Er erzählt vom Leben der Ehefrau eines Rabbiners in der engstirnigen Atmosphäre einer amerikanischen Kleinstadt, eine Erfahrung, die die Schriftstellerin einige Jahre lang teilte. 1981 erschien ihr autobiografischer Roman Straßen von gestern über das Schicksal einer weitverzweigten Frankfurter jüdischen Familie zwischen Kaiserzeit und Ende des Zweiten Weltkriegs. Zwei weitere Romane blieben unpubliziert.

Seit Mitte der 1970er Jahre setzte sich Silvia Tennenbaum, unter anderem in verschiedenen Essays, zunehmend mit ihrer Herkunft und mit den Themen Exil, Heimat und Sprache auseinander sowie mit dem gesellschaftlichen Schweigen darüber, das auch in ihrer eigenen Familie prägend war. Seit dem Erscheinen der deutschsprachigen Ausgabe ihres Romans Straßen von gestern war die Schriftstellerin in Deutschland häufig als Zeitzeugin präsent, einer Rolle, die sie kritisch reflektierte.

Ausgewählte Werke:
Return to Germany (Essay, 1976)
Rachel, die Frau des Rabbiners (Roman, 2010; engl. 1978)
Straßen von gestern (Roman, 1983; engl. 1981)
Auschwitz and Life (Essay, 1992)

Weiterführende Literatur:
Tennenbaum, Silvia: Auschwitz and Life. In: A Sense of Loss and Nostalgia. Encounters with the German-Jewish Past and Present. Cincinatti: American Jewish Archives 1992, S. 7-47

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