Bruno Taut
Bruno Taut
Wie wird alles verlaufen? Von jetzt an ist das Reisen selbst unsere Heimat?
Bruno Taut, Tagebucheintrag vom 23. März 1933
Geboren | am 4. Mai 1880 in Königsberg |
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Gestorben | am 24. Dezember 1938 in Istanbul |
Exil | Japan, Türkei |
Beruf | Architekt |
Dem erfolgreichen Architekten Bruno Taut drohte nach Machtantritt der Nationalsozialisten die Verfolgung als „Kulturbolschewist“: Er hatte im Ersten Weltkrieg Friedensdenkmäler entworfen, ein pazifistisches Manifest geschrieben und während der Novemberrevolution 1918 den „Arbeitsrat für Kunst“ gegründet. Als Stadtbaurat in Magdeburg und ab 1924 als Architekt mit eigenem Büro in Berlin hatte er mehrere avantgardistische Siedlungspläne entworfen und realisiert, darunter die Hufeisensiedlung in Britz, die heute zum Weltkulturerbe gehört.
1932 war der von der kommunistischen Idee faszinierte Architekt nach Moskau gereist, jedoch schon im Februar 1933 enttäuscht von der Entwicklung in der Sowjetunion zurückgekehrt. Hitler war wenige Tage zuvor an die Macht gelangt. Taut erfuhr, dass er verhaftet werden sollte und reiste umgehend wieder ab. Von der Schweiz aus ließ er sich vom Japanischen Architektenbund, dessen Ehrenmitglied er war, zu einer Vortragsreise nach Japan einladen. Von dort aus hoffte er in die USA und um die Welt reisen zu können. Doch aus dem geplanten Monat in Japan wurden drei Jahre. Da er keine nennenswerten Bauaufträge erhielt, beschäftigte sich Taut wieder mit theoretischen Veröffentlichungen und mit Kunstgewerbe, blieb aber auf die Unterstützung von Familie und Freunden angewiesen – aus der selbstbestimmten Kulturreise war ein Leben im Exil geworden.
1936 wurde ihm eine Professur an der Akademie der Künste in Istanbul angeboten. Dort konnte er auch wieder als Architekt arbeiten, er plante mehrere Schul- und Universitätsgebäude. Tauts letztes Projekt, dessen Durchführung er als hohe Auszeichnung empfand, war 1938 die Gestaltung des Sargaufbaus für Atatürks Beerdigung.
Wichtige Bauwerke:
Gartenstadt Falkenberg, Berlin (1913)
Glaspavillon für die Werkbundausstellung, Köln (1914)
Wohnsiedlung Britz („Hufeisensiedlung“), Berlin (1925)
Großsiedlung „Onkel Toms Hütte“, Berlin (1926)
Fakultät für Sprache, Geschichte und Geographie der Universität Ankara (1937)
Weiterführende Literatur:
Brenne, Winfried: Bruno Taut. Meister des farbigen Bauens in Berlin. Berlin: Verlagshaus Braun 2005
Hörner, Unda : Die Architekten Bruno und Max Taut. Zwei Brüder – zwei Lebenswege. Berlin: Gebr. Mann Verlag 2012
Junghanns, Kurt : Bruno Taut 1880–1938. Architektur und sozialer Gedanke. Stuttgart: b Deutsche Verlags-Anstalt 2001