Hugo Steiner-Prag
Es hat sich so vieles in meinem Leben geändert. Ich mache nichts Gleichgültiges mehr, und daher auch nichts Schlechtes. Alle meine seit Schweden entstandenen Arbeiten sind gut, mache, ich darf es sagen, haben hohe Qualität. Schon in Prag fing es an besser zu werden und seitdem bin ich enorm heraufgekommen.
Hugo Steiner-Prag, Brief an seine Tochter Helga Rosenkranz in Jerusalem, 30. Mai 1943
Geboren | am 12. Dezember 1880 in Prag, Österreich-Ungarn, heute Tschechien |
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Gestorben | 10. September 1945 in New York, Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
Exil | Tschechoslowakei, Schweden, Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
Beruf | Grafiker, Illustrator |
Zum Zeitpunkt der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten zählte Hugo Steiner-Prag, seit 1910 Professor an der renommierten Leipziger Akademie für Graphische Künste und Buchgewerbe, zu den berühmtesten deutschen Illustratoren und Buchgestaltern. Sein Ruf gründete sich insbesondere auf seine Zeichnungen zu einer ganzen Reihe phantastischer Genrestoffe, die nach der Jahrhundertwende in Buchform erschienen. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde Steiner-Prag 1933 seines Lehrstuhls enthoben, woraufhin er in die Tschechoslowakei emigrierte und sich in seiner Geburtsstadt Prag niederließ. Hier gelang ihm die Etablierung einer Abteilung für Internationale Buchkunst am städtischen Kunstgewerbemuseum sowie die Gründung einer Privatschule für Buchkunst und Grafikdesign, der Officina Pragensis.
Kurz vor dem Einmarsch deutscher Truppen übersiedelte Steiner-Prag auf Einladung schwedischer Kunstdelegierter nach Stockholm, wo er unter anderem die Einbände für die im Exilverlag Bermann-Fischer erscheinende Gesamtausgabe der Werke Thomas Manns entwarf. Im Mai 1941 folgte er von dort aus seiner Lebensgefährtin Eleanor Feisenberg über die Sowjetunion und Japan in die Vereinigten Staaten. In seinem neuen Exil-Domizil in New York schloss sich noch einmal eine Phase großer Produktivität an: Steiner-Prag gestaltete Bücher, übernahm Lehraufträge und schrieb kritische Aufsätze zur Gegenwartskunst im nationalsozialistischen Deutschland. Während der Arbeit an Illustrationen für den Sammelband Famous Ghost Stories erlag er kurz nach Kriegsende einem Herzinfarkt.
Auswahl wichtiger Werke:
Ausgewählte Märchen von Hans Christian Andersen (Buch-Illustration, 1905)
Die Elixiere des Teufels von Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (Buch-Illustration, 1907)
Weihnachtserzählungen von Charles Dickens (Buch-Illustration, 1908)
Der Golem. Prager Phantasien nach G. Meyrincks Roman (Buch-Illustration, 1916)
Phantastische Fahrten von Edgar Allan Poe (Buch-Illustration, 1922)
Weiterführende Literatur:
Bockwitz, Hans H.: Erinnerung an Hugo-Steiner-Prag. Leipzig: Deutsches Buch- und Schriftmuseum 1949
Kapr, Albert (Hg.): Traditionen Leipziger Buchkunst. Leipzig: Fachbuchverlag 1989
Schlegel, Irene: Hugo Steiner-Prag. Seine Leben für das schöne Buch. Memmingen: Edition Curt Visel 1995