Fred Stein

Porträt: Fred Stein
Porträt-Fotografie von Fred Stein, circa 1937, aufgenommen von Lilo Stein
mit freundlicher Genehmigung von Peter Stein, © VG Bild-Kunst 2015

Fred Stein

Fred Stein […] gehört zu den dynamischen Naturen. Er würde in einem Stellphoto eine Beeinträchtigung der Wahrheit sehen, vielleicht sogar eine Verfälschung. Er geht auf sein Opfer wie der Jäger auf sein Wild und erlegt es.

Will Grohmann, deutsche portraits, 1961

Geborengeboren am 3. Juli 1909 in Dresden, Deutschland
Gestorbengestorben am 22. September 1967 in New York, Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
ExilFrankreich, Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
BerufFotograf

Fred Stein entstammte einer intellektuellen Familie, der Vater war Rabbiner, die Mutter Religionslehrerin. Schon in seiner Jugend engagierte er sich politisch gegen den aufkeimenden Faschismus in Deutschland. Nach dem Abschluss eines rechtswissenschaftlichen Studiums verhinderten die Nationalsozialisten 1933 die Fertigstellung seiner Dissertation. Alarmiert durch die Warnung eines Bekannten, entzog sich Stein einer drohenden Verhaftung durch die Flucht ins französische Exil. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Lilo Stein bezog er eine Wohnung in Paris, die schon bald zu einem Treffpunkt der deutschsprachigen Emigration wurde. Da ihm eine Tätigkeit als Anwalt nicht möglich war, begann Stein sich intensiv mit der Kunst der Fotografie zu beschäftigen. Mit einer Kamera der Marke Leica, einem Hochzeitsgeschenk seiner Frau, durchstreifte er die Pariser Straßen auf der Suche nach Motiven. Zu seinen Porträtmodellen zählen Exilbekanntschaften wie Willy Brandt, Hannah Arendt und Arthur Koestler.

Nach Kriegsbeginn wurde Fred Stein als "feindlicher Ausländer" interniert, ein Jahr später gelang ihm vor den anrückenden Deutschen die Flucht gen Süden. Von Marseille aus emigrierte er mit Hilfe des Emergency Rescue Committees (ERC) mit seiner Familie nach New York. Während seine Frau in der Metropole für den Lebensunterhalt sorgte, gelang es Stein, sich dort nach und nach als professioneller Fotograf zu etablieren. Aufgrund seiner zahlreichen Bekanntschaften konnte er Porträt-Aufnahmen von Künstlern wie Norman Mailer, Marc Chagall oder Georgia O’Keeffe verwirklichen. Auch prominente deutschsprachige Exilanten wie Albert Einstein, Thomas Mann und Annette Kolb standen ihm weiterhin Modell. Gleichzeitig dokumentierte Stein die interkulturelle Vielfalt seiner neuen Heimatstadt, die ihm die Gelegenheit zu zahlreichen Milieu- und Sozialstudien bot. Zu den Zeitschriften, die seine Arbeiten veröffentlichten, zählten die New York Times und die New York Herald Tribune. Steins Oeuvre war Gegenstand mehrerer Ausstellungen und Monografien.

Auswahl wichtiger Werke:
5th Ave. 100 photographs by Fred Stein (Bildband, 1947)
deutsche portraits = portraits allemands = german portraits (Bildband, 1961, gemeinsam mit Will Grohmann)
World celebrities in 90 photographic portraits (Bildband, 1988, posthum)

Weiterführende Literatur:
Freer, Dawn (Hg.): Fred Stein. Paris – New York, 1909-1967. Heidelberg: Kehrer 2013

Stadtmuseum Dresden, Erika Eschebach, Helena Weber (Hg.): Fred Stein. Dresden – Paris – New York. Dresden: Sandstein 2018

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