Saša Stanišić
Saša Stanišić
Ich schrieb über Rassismus, Gewalt und Flucht. Kaum eine meiner Figuren bleibt. Wenige kommen dort an, wo sie ursprünglich hinwollten. Selten sind sie sesshaft glücklich. Sie fliehen vor etwas mal mehr, mal weniger Existenziellem. Das Unterwegssein ist mal Last und mal Glück.
Saša Stanišić, Herkunft, 2019
Geboren | 7. März 1978 in Višegrad, Bosnien und Herzegowina (ehemals Jugoslawien) |
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Exil | Bundesrepublik Deutschland |
Beruf | Schriftsteller, Hörspielautor |
„Am 7. März 1978 wurde ich in Višegrad an der Drina geboren. In den Tagen vor meiner Geburt hatte es ununterbrochen geregnet. Der März in Višegrad ist der verhassteste Monat, weinerlich und gefährlich.“ Mit dieser düsteren Beschreibung beginnt Saša Stanišić in Herkunft (2019) die Geschichte „über meine Heimaten, in der Erinnerung und der Erfindung“ – so heißt es im Klappentext zum Buch, das weder als Autobiographie noch als Roman gekennzeichnet ist und mal mehr zur einen, mal zur anderen Form tendiert, ohne die Grenze zu markieren.
Als Stanišić 14 Jahre alt war, begann der Bosnienkrieg und er floh über Serbien, Ungarn und Kroatien nach Deutschland. Im August 1992 erreichte er mit seiner Mutter Heidelberg, sein Vater folgte ein halbes Jahr später. „Jedes Zuhause ist ein zufälliges“, heißt es in Herkunft. „Glück hat, wer den Zufall beeinflussen kann. Wer sein Zuhause nicht verlässt, weil er muss, sondern weil er will. […] Unser Aufenthalt war als kurzzeitige Rettung gedacht aus der wirklich gewordenen Unwirklichkeit des Krieges.“ Doch Stanišić blieb, lernte deutsch, machte sein Abitur, studierte Deutsch, Slawistik und Kreatives Schreiben. Mit seinem Romandebüt, Wie der Soldat das Grammofon repariert (2006), in dem er den Bosnienkrieg verhandelt, war er unter den Finalisten für den Deutschen Buchpreis. Sein zweiter Roman, Vor dem Fest erschien 2014, es folgten darauf in schneller Frequenz Fallensteller (2016) und Herkunft (2019). Für seinen Roman Herkunft wurde er im Herbst 2019 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet.
Weiterführende Literatur:
Reich, Annika und Muzur, Lina (Hg.): Das Herz verlässt keinen Ort, an dem es hängt: Weiter Schreiben – Literarische Begegnungen mit Autorinnen und Autoren aus Krisengebieten. Berlin: Ullstein 2018.
Hardtke, Thomas, Kleine, Johannes und Payne, Charlton (Hg.): Niemandsbuchten und Schutzbefohlene. Flucht-Räume und Flüchtlingsfiguren in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht Unipress 2017.
Jügler, Matthias (Hg.): Wie wir leben wollen: Texte für Solidarität und Freiheit. Berlin: Suhrkamp 2016.
Ausgewählte Werke:
Herkunft (2019)
Fallensteller (Erzählungen, 2016)
Vor dem Fest (Roman, 2014)
Wie der Soldat das Grammofon repariert (Roman, 2006)