Wilhelm Speyer

Wilhelm Speyer, Schriftsteller
Der Schriftsteller Wilhelm Speyer, Passbild aus seinem französischen „Récépissé“, ausgestellt am 16. Dezember 1951
Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Wilhelm Speyer, EB 96/107

Wilhelm Speyer

Wilhelm Speyer, gleich mir nur ein Gast in dieser Gegend, gehört zur alten Garde, zum vertrauten Kreis, man ist mit seinen Büchern aufgewachsen.

Klaus Mann 1942 in seinem „Lebensbericht“ Der Wendepunkt über Wilhelm Speyer im Kreis der Exilierten in Nizza

Geborenam 21. Februar 1887 in Berlin
Gestorbenam 1. Dezember 1952 in Riehen, Schweiz
ExilÖsterreich, Frankreich, Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
RemigrationBundesrepublik Deutschland
BerufSchriftsteller

In der Weimarer Republik war Wilhelm Speyer ein populärer Autor, dessen Werke hohe Auflagen erzielten, in zahlreiche Sprachen übersetzt und teilweise verfilmt wurden. Dabei bildeten „[s]ein Humanismus, seine Offenheit für das Fremde, seine Ablehnung von Nationalismus und Deutschtümelei […] den Grundton seiner Texte“ (Sophia Ebert, Walter Benjamin und Wilhelm Speyer, 2018).

Anfang 1933 flüchtete der Schriftsteller, der jüdischer Abstammung war, nach Österreich. Seine Bücher wurden in Deutschland zunächst nicht verboten. Erst im Dezember 1938 gelangten sie auf eine „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“. Speyer veröffentlichte zu diesem Zeitpunkt bereits im Amsterdamer Querido-Verlag.

Im Frühjahr 1938 flüchtete der Schriftsteller weiter nach Frankreich. Dort erhielt er, auf Vorschlag von Alfred Neumann, für die Arbeit an dem Jugendroman Die Stunde des Tigers (1939) ein Stipendium der American Guild for German Cultural Freedom. Nach Kriegsbeginn wurde Speyer kurzzeitig interniert. 1941 gelang ihm mit Hilfe des Emergency Rescue Committee die Weiterflucht in die USA. Neben Autoren wie Friedrich Torberg, Heinrich Mann und Alfred Polgar erhielt Speyer einen Vertrag als Drehbuchautor in Hollywood, der aber nach wenigen Monaten auslief. Speyer war auf Unterstützung von Hilfsorganisationen und Freund*innen angewiesen.

1949 kehrte er nach Deutschland zurück. Der erhoffte Erfolg seines Exilromans Das Glück der Andernachs (1947), in dem er noch einmal die Welt seiner Herkunft, des assimilierten jüdischen Großbürgertums der Kaiserzeit, aufruft, stellte sich jedoch nicht ein.

Auswahl wichtiger Werke:
Charlott etwas verrückt (Roman, 1927)
Der Kampf der Tertia (Jugendroman, 1927)
Ich geh aus und du bleibst da (Roman, zusammen mit Walter Benjamin, 1930)
Ein Mantel, ein Hut, ein Handschuh (Gesellschaftskomödie, zusammen mit Walter Benjamin, 1933)
Der Hof der schönen Mädchen (Roman, 1935)
Die Stunde des Tigers (Jugendroman, 1939)
Das Glück der Andernachs (Roman, 1947)

Weiterführende Literatur:
Karrenbrock, Helga/Fähnders, Walter (Hg.): Wilhelm Speyer (1887–1952). Zehn Beiträge zu seiner Wiederentdeckung, Bielefeld: Aisthesis, 2009
Ebert, Sophia: Walter Benjamin und Wilhelm Speyer. Freundschaft und Zusammenarbeit, Bielefeld: Aisthesis, 2018

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