Ricarda Schwerin(Ricarda Meltzer)

Ricarda Schwerin, Fotografin
Ricarda Schwerin, fotografiert von ihrer Kommilitonin Etel Fodor-Mittag, Dessau 1931/32 (oder Ungarn 1935)
Stiftung Bauhaus Dessau, © Thomas and Michael Mittag

Ricarda Schwerin(Ricarda Meltzer)

Als nicht-jüdische Atheistin in Palästina

Das Photographieren dürfen Sie unter keinen Umständen aufgeben.

Hannah Arendt in einem Brief an Ricarda Schwerin, 1974

Geborenam 30. Januar 1912 in Göttingen, Deutschland
Gestorbenam 29. Juli 1999 in Jerusalem, Israel
ExilTschechoslowakei, Schweiz, Ungarn, Palästina
BerufFotografin

Im Alter von 18 Jahren nahm Ricarda Meltzer ihr Studium zum Sommersemester 1930 am Bauhaus in Dessau auf mit dem Ziel, Fotografin zu werden. Nach absolviertem Vorkurs bildete sie sich unter anderem in der Fotoklasse von Walter Peterhans weiter.

Aufgrund gesundheitlicher Probleme beurlaubte man Meltzer und ließ sie anschließend im Januar 1932 nicht wieder zum Studium zu. Wie die meisten Studierenden mit kommunistischen Ambitionen erhielt Ricarda Meltzer im Frühjahr desselben Jahres Hausverbot am Bauhaus, woraufhin sie die Kunstschule ohne Studienabschluss verlassen musste.

Im Anschluss an die zwei Jahre am Bauhaus gingen Meltzer und ihr Lebensgefährte Heinz Schwerin gemeinsam nach Frankfurt am Main, um hier an der Schule für freie und angewandte Kunst zu studieren. Daraufhin folgte die Flucht nach Prag, nachdem Schwerin wegen der illegalen Verteilung kommunistischer Propaganda festgenommen worden war. In Prag gründeten sie ihr Reklamebüro „Hammer und Pinsel“. Von dort aus setzten sie ihre Emigration in die Schweiz und nach Ungarn fort, wo sie 1935 in Pécs heirateten. Im August 1935 wanderten die Schwerins als Flüchtlinge nach Palästina aus.

Ab 1936 stellten Ricarda und Heinz Schwerin in ihrer Werkstatt „Schwerin Wooden Toys“ Holzspielzeug her und bauten sich so eine neue Existenz im Ausland auf.

Nach dem Tod von Heinz Schwerin 1948 gründete Ricarda Schwerin ein privates Säuglingsheim für Flüchtlingskinder und kehrte ab Mitte der 1950er Jahre in den Beruf der Fotografin zurück. Im Jerusalemer Fotostudio des deutschen Emigranten Alfred Bernheim – ihr späterer Lebensgefährte – arbeitete Schwerin fast 20 Jahre lang erfolgreich mit dem Fotografen zusammen. 1969 publizierten sie den Bildband Jerusalem – Rock of Ages; außerdem lieferte Schwerin Fotografien für die Kinderbücher Sippurim LeNivi (Geschichten für Nivi) und Nono.

Stiftung Bauhaus Dessau

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