Lili Schultz
Lili Schultz
Ich glaube [i]hre Freiheit, Sicherheit, die euphorische Begeisterung entstand aus der für sie schicksalsbestimmenden Wiederentdeckung des als wertlos tradierten Materials Email für die Kunst.
Irmtraud Ohme (Schülerin von Lili Schultz), Lili Schultz zu Ehren, 1996
Geboren | am 21. Juni 1895 in Halle (Saale), Deutschland |
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Gestorben | am 18. Juni 1970 in München, Deutschland |
Exil | Bundesrepublik Deutschland |
Beruf | Emailkünstlerin |
Bis zu ihrer Flucht aus der DDR im März 1958 war das Leben der Emailkünstlerin Lili Schultz aufs engste mit der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale) verbunden. Abgesehen von wenigen Jahren, darunter einem Aufenthalt am Bauhaus bei Josef Albers und Wassily Kandinsky, studierte und lehrte sie dort vier Jahrzehnte. In den 1950er Jahren gab die DDR-Führung das verpflichtende Leitbild eines „Sozialistischen Realismus“ vor. Schultz' Tätigkeit in Halle erwies sich im Kontext dieser Formalismusdebatte als nicht konform und angreifbar.
In Westdeutschland dagegen stand die Künstlerin damals in hohem Ansehen. Die Werkkunstschule Düsseldorf unterbreitete ihr ein Stellenangebot. Es lockten Lehre und Kunstschaffen ohne politische Bevormundung. Hierfür reiste Schultz am 15. März 1958 illegal aus ihrer Heimat aus. Sie tat dies trotz fortgeschrittenen Alters in der Überzeugung, unter diesem Druck nicht länger wirken zu können. Schultz schuf infolge der in der BRD wiedererlangten künstlerischen Freiheit bemerkenswerte Emailarbeiten. In Bildplatten ihres Spätwerks in Westdeutschland „durchdringen sich Abstraktion im Malerischen und Einfühlung im Figurativen wechselseitig“. (Ragaller, Die Emailkünstlerin Lili Schultz, 1991) Gerade diese Abstraktion im Malerischen wäre in der DDR nicht mehr möglich gewesen. In Düsseldorf unterrichtete Schultz dagegen ohne politische Beeinflussung bis zur Pensionierung 1965. Ihren Altersruhesitz fand sie in Seeshaupt am Starnberger See. Dort war sie weiterhin künstlerisch tätig. Lili Schultz verstarb 1970 in München, ohne die DDR noch einmal betreten zu haben.
Auswahl wichtiger Werke:
Orpheus (1956)
Blau-Violett (1959)
Sphärisch (1961)
Verspült (1961)
Weiterführende Literatur:
Dietrich, Gerhard (Hg.): Farbe und Metall. Kunst aus dem Feuer. Lili Schultz. Email im 20. Jahrhundert. Lili Schultz (Schenkung Ragaller) und Schüler. Köln: Museum für angewandte Kunst 1991
Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design (Hg.): Lili Schultz 1895-1970. Festschrift zum 100. Geburtstag. Halle: Burg Giebichenstein 1995
Beck, Arndt: Wie Phönix aus der Asche. 1937-1962: Die ersten 25 Lebensjahre von Helmut J. Psotta. In: Helmut J. Psotta: Radikale Poesie. Frühe Arbeiten 1954-1962. Berlin: Karin Kramer Verlag 2013, S. 13 f.