Roberto Schopflocher(Robert Schopflocher)

Roberto Schopflocher, Schriftsteller
Der Schriftsteller Roberto Schopflocher, Passfoto aus seinem deutschen Reisepass, ausgestellt am 12. Januar 1976 in der deutschen Botschaft in Buenos Aires
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Roberto Schopflocher, EB 2018/035

Roberto Schopflocher(Robert Schopflocher)

Gewiss, in jedem deutschen Wort schwingen für mich – viel mehr als in irgend einer anderen, später erworbenen Sprache – stumme Klänge mit, heimliche Botschaften, die nur den im deutschen Sprachkreis Aufgewachsenen erreichen.

Robert Schopflocher in einem Vortrag über Die Nöte der Zweisprachigkeit, Mainz, 1995

Geborenam 14. April 1923 in Fürth
Gestorbenam 23. Januar 2016 in Buenos Aires, Argentinien
ExilArgentinien
BerufSchriftsteller

Robert Schopflocher stammt aus einer assimilierten deutsch-jüdische Familie. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde er vom Besuch des humanistischen Gymnasiums in Fürth ausgeschlossen und besuchte ein jüdisches Internat. Im April 1937 flüchtete die Familie nach Argentinien. Schopflocher besuchte die von August Siemsen gegründete Pestalozzi-Schule. In der von Siemsen herausgegebenen Exilzeitschrift La otra Alemania veröffentlichte er mehrere Beiträge. Eine Laufbahn als Journalist oder Schriftsteller kam jedoch aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Frage.

Nach einem Studium der Agronomie arbeitete Schopflocher als landwirtschaftlicher Verwalter und Importkaufmann. Er schrieb mehrere Fach- und Sachbücher über landwirtschaftliche Themen. Ab den 1980er Jahren entstanden literarische Arbeiten ¬ Essays, Kritiken, Erzählungen und Gedichte, zunächst in spanischer Sprache. Erst mit über 70 Jahren begann der Schriftsteller, auf Deutsch zu schreiben. Den Anstoß dazu gab die Erfahrung, eigene Texte ins Deutsche zu übertragen. Schopflocher gewann dabei den Eindruck, dadurch eine „Schicht“ zu entfernen und den „in der Muttersprache abgelagerte[n] Urtext“ gleichsam freizulegen. (zit. n. Dirk Niefanger/Gunnar Och, Robert Schopflocher, der Erzähler, 2018) Seither schrieb er seine Erzählungen und Romane auf Deutsch. In Essays und Vorträgen setzte er sich mit seiner Zweisprachigkeit als Schriftsteller auseinander.

Roberto Schopflocher war Ehrenmitglied des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland. 2008 verlieh ihm die Stadt Fürth den Jakob-Wassermann-Preis.

Ausgewählte Werke:
Wie Reb Froike die Welt rettete (Erzählungen, 1998)
Wahlheimat und Heimatwahl (Essay, 2002)
Weit von wo. Mein Leben zwischen drei Welten (Autobiographie, 2010)
Das Komplott zu Lima (Roman, 2015)

Weiterführende Literatur:
Lubich, Frederick A. (Hg.) Transatlantische Auswanderungsgeschichten. Reflexionen und Reminiszenzen aus drei Generationen. Festschrift zu Ehren von Robert Schopflocher. Würzburg: Königshausen & Neumann 2014
Niefanger, Dirk/Och, Gunnar: Robert Schopflocher, der Erzähler, in: Schopflocher, Robert: Eine Kindheit. Erzählungen. Cadolzburg: ars vivendi 2018

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