Josef Scharl

Josef Scharl, Selbstbildnis, 1944
Galerie Nierendorf, Berlin

Josef Scharl

Wie gesagt, die Situation ist reichlich ungemütlich geworden. Und ich will doch arbeiten können! So habe ich denn den Entschluß gefaßt, von hier fortzugehen.

Josef Scharl an das Ehepaar Elisabeth und Wilhelm Mayer, 23. April 1938

Geborenam 9. Dezember 1896 in München
Gestorbenam 6. Dezember 1954 in New York (USA)
ExilVereinigte Staaten von Amerika (USA)
BerufMaler, Grafiker

Der Maler und Grafiker Josef Scharl konnte 1938 seine der Neuen Sachlichkeit verpflichteten Bilder in Deutschland nur noch heimlich malen. In den Augen der Nationalsozialisten waren sie „entartete Kunst“. Immer wieder wurde Scharls Münchner Atelier kontrolliert. Wegen dieser Atmosphäre der Verfolgung entschied sich Scharl Ende 1938 zur Emigration nach New York.

Er traf dort eine Reihe von Freunden und Bekannten wieder, die bereits früher emigriert waren und mit denen er Museen besuchte oder Reisen innerhalb des Landes unternahm. Eindrücke davon flossen in seine Kunst ein, die er jedoch nur schleppend verkaufen konnte. Zu finanziellen Sorgen traten anhaltende gesundheitliche Probleme sowie die Entfremdung von seiner Ehefrau, die mit dem gemeinsamen Sohn zunächst in München geblieben war.

Erst in den Jahren 1944 und 1945 widerfuhren Scharl in seinem Exil vielbeachtete Erfolge. Für Editionen des Verlages Pantheon Books, den der deutsche Emigrant Kurt Wolff leitete, illustrierte der Künstler die Grimm'schen Märchen sowie Adalbert Stifters Bergkristall. Doch war die Anerkennung nur von kurzer Dauer. Als sein Galerist Karl Nierendorf starb, nachdem dieser 1945 die erste Monografie über Scharl initiiert hatte, rückten wieder Sorgen in dessen Blickfeld. Ein siebenteiliger Requiemzyklus als Auseinandersetzung mit Mozarts letztem Werk ist ein eindrucksvoller Ausdruck dieser Jahre, in denen sich Scharl Gedanken über seine Remigration machte. Mit dem Eindruck, dass ihn die Heimat nicht mehr schätze und wolle, nahm er jedoch davon Abstand und blieb in den USA, dessen Staatsbürger er wurde.

Auswahl wichtiger Werke:
Blinder Bettler im Café (1927)
Gefallener Soldat (1932)
The massacre of the innocence (1942)
Brewing Thunderstorm (1943)

Weiterführende Literatur:
Greither, Aloys / Zweite, Armin (Hg.): Josef Scharl 1896 – 1954. München: Prestel 1982
Firmenich, Andrea (Hg.): Josef Scharl. Monographie und Werkverzeichnis. Köln: Wienand 1999

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