Hans Sahl
Ich habe mich immer dagegen gewehrt, daß man die Exilliteratur isolierte. Sie ist kein Sonderfall, sondern ein Bestandteil der deutschen Literatur.
Hans Sahl, Das Exil im Exil, 1991
Geboren | am 20. Mai 1902 in Dresden, Deutschland |
---|---|
Gestorben | am 27. April 1993 in Tübingen, Deutschland |
Exil | Tschechoslowakei, Schweiz, Frankreich, Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
Remigration | Bundesrepublik Deutschland |
Beruf | Schriftsteller, Journalist |
Schon als Kind wollte Hans Sahl Schriftsteller werden; er schrieb expressionistische Gedichte und kleine Erzählungen, die mitunter auch veröffentlicht wurden. Sahl, der aus einem assimilierten jüdischen Elternhaus stammte, studierte in München, Leipzig, Berlin und Breslau Kunstgeschichte und schloss mit einer Promotion ab. Ab 1925 schrieb er für verschiedene Berliner Zeitungen Film- und Theaterkritiken. Als linker Intellektueller stand er nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten gerüchteweise auf einer „Schwarzen Liste“, daher floh Sahl im April 1933 nach Prag – Max Reinhardt saß im selben Zug.
Von Prag aus ging Sahl wenige Monate später in die Schweiz, wo er aufgrund der Aufenthaltsbestimmungen aber nicht bleiben konnte. So wurde Paris zum Zentrum seines Exils, von wo aus er immer wieder nach Zürich reiste. Kurz nach Kriegsbeginn wurde Sahl in Frankreich als „feindlicher Ausländer“ interniert. Im Juni 1940 gelang ihm die Flucht ins unbesetzte Frankreich nach Marseille. Dort unterstützte er für einige Monate die Arbeit des Emergency Rescue Committee. Im April 1941 emigrierte Sahl in die USA. Hier arbeitete er ab 1943 an seinem Roman Die Wenigen und die Vielen, für den er jedoch erst 14 Jahre nach der Vollendung einen deutschen Verlag fand. Der Journalismus und die erfolgreiche Tätigkeit als Übersetzer sicherten ihm und seiner Familie ein Auskommen. Zwischen 1953 und 1958 lebte Sahl wieder in der Bundesrepublik Deutschland, wurde dort aber nicht heimisch.
Er kehrte als Korrespondent verschiedener deutscher Zeitungen in die USA zurück. 1989 kam er für seine letzten Lebensjahre noch einmal zurück in die alte Heimat. Jetzt fanden sein Roman, die zweibändige Autobiografie, seine Kurzgeschichten und die Gedichte endlich interessierte deutsche Leser.
Auswahl wichtiger Werke:
Die hellen Nächte (Gedichte, 1942)
Die Wenigen und die Vielen (Roman, 1959)
Memoiren eines Moralisten (Autobiografie, 1983)
Weiterführende Literatur:
Oelze, Ruth: „Kritik ist schöpferische Kunst.“ In: Jacobsen, Wolfgang / Aurich, Rolf (Hg.): Hans Sahl. Filmkritiker. München: edition text+kritik 2012 (= Film und Schrift, Bd. 14), S. 13 – 73