Joseph Roth

Joseph Roth, Schriftsteller
Joseph Roth, um 1925
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Soma Morgenstern, EB 96/242

Joseph Roth

Man verwechselt das „Erfundene“ mit dem „Konstruierten“. Auch „Erfinden“‚ heißt „Beobachten“, gesteigertes „Finden“. Es lebe der Dichter! Er ist immer dokumentarisch.

Joseph Roth in der Frankfurter Zeitung am 21. März 1929

Geborenam 2. September 1894 in Brody, Österreich-Ungarn, heute Ukraine
Gestorbenam 27. Mai 1939 in Paris, Frankreich
ExilFrankreich
BerufSchriftsteller, Journalist

Joseph Roth war ein Erzähler vor allem seiner eigenen Biographie. Er inszenierte Wirklichkeit. Sein literarisches und journalistisches Werk besteht aus Zeitungsartikeln, Glossen, Reiseberichten, Feuilletons, Romanen und Erzählungen. Er gilt als einer der bekanntesten Journalisten der 1920er Jahre, als präziser Chronist, erfolgreicher Romanautor und engagierter Gegner des Nationalsozialismus.

Roth wuchs in Österreich-Ungarn auf, studierte in Lemberg und Wien und war Soldat im Ersten Weltkrieg. Ab 1919 arbeitete er als Journalist für verschiedene Wiener, Berliner und Prager Zeitungen und Zeitschriften sowie für die Frankfurter Zeitung. Sein Roman Das Spinnennetz erschien zunächst in der Wiener Arbeiter-Zeitung. Viele seiner Romane widmen sich dem Verlust von Heimat und der Erfahrung von Entwurzelung. Als Jude durfte Roth ab 1933 nicht mehr publizieren. Er verließ Deutschland endgültig und führte sein Engagement gegen die nationalsozialistische Diktatur im Exil fort. Die meiste Zeit lebte er in Pariser Hotels. Das Café Le Tournon wurde für Roth zum Hauptaufenthaltsort, an dem er seine „Entourage“ um sich versammelte.

Im Exil engagierte sich Roth für die Flüchtlingshilfe, zum Beispiel für Entre' Aide Autrichienne. Intensive Verbindungen pflegte er unter anderem zu Stefan Zweig, Ernst Toller, Egon Erwin Kisch, Soma Morgenstern und Irmgard Keun. Der schwer alkoholkranke Roth war in seinen letzten Jahren deutlich gezeichnet von den politischen Verhältnissen und den Erfahrungen des Exils. Den Zweiten Weltkrieg erlebte er nicht mehr; er starb am 27. Mai 1939 im Pariser Armenhospital Hôpital Necker.

Auswahl wichtiger Werke:
Hotel Savoy (Roman, 1924)
Hiob (Roman, 1930)
Radetzkymarsch (Roman, 1932)
Tarabas, ein Gast auf dieser Erde (Roman, 1934)
Der Antichrist (Essay, 1934)
Beichte eines Mörders, erzählt in einer Nacht (Roman, 1934)
Das falsche Gewicht. Die Geschichte eines Eichmeisters (Roman, 1937)
Die Kapuzinergruft (Roman, 1938)
Die Legende vom heiligen Trinker (Roman, 1939)
Das Spinnennetz (Roman, 1966)

Weiterführende Literatur:
Asmus, Sylvia / Lunzer, Heinz / Lunzer-Talos, Victoria (Hg.): So wurde ihnen die Flucht zur Heimat. Soma Morgenstern und Joseph Roth. Eine Freundschaft. Bonn: Weidle 2012
Bronsen, David: Joseph Roth. Eine Biographie. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1993
Lunzer, Heinz: Joseph Roth. Im Exil in Paris 1933-1939, Köln: Zirkular 2008
Berthold, Werner / Eckert, Brita (Hg.): Joseph Roth 1894-1939. Eine Ausstellung der Deutschen Bibliothek, Frankfurt am Main: Buchhändler-Vereinigung GmbH 1979

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