Khalil Rostamkhani
Khalil Rostamkhani
Ich habe wohl eine besondere Beziehung zum "Exil". Mein erstes Exil verlebte ich in England in den 70er Jahren. Fast drei Jahrzehnte später begann mein zweites Exil, diesmal in Deutschland. Als ich im Jahr 2000 im Iran verurteilt wurde, lautete das Urteil 8 Jahre in einem Gefängnis in der Verbannung, also einem internen "Exil", einem Gefängnis weit weg von meiner Heimatstadt. Das Exil gibt einem, egal wo es dann tatsächlich ist, die Chance am Leben zu bleiben, zu schreiben, sogar frei von Angst dieses zu tun, aber es nimmt den vertrauten Kontakt mit der Muttersprache, der Umgangssprache und die Begegnung mit der Bevölkerung. Aber: Leben ist Geschichte – nicht Geographie.
Khalil Rostamkhani in Writers in Exile, 2013
Geboren | am 11. September 1953 in Teheran, Iran |
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Exil | Großbritannien (Vereinigtes Königreich), Bundesrepublik Deutschland |
Beruf | Schriftsteller |
Schon als 16-Jähriger beteiligte sich der iranische Schriftsteller Khalil Rostamkhani 1969 an Protesten gegen das Schah-Regime. Drei Jahre später ging er zum Studium nach England. Dort gehörte er recht bald zur CISNU und war für Solidaritätskampagnen für den Iran und gegen den Schah aktiv.
In Teheran gründete er 1980 den englischsprachigen Nachrichtdienst Akhbaar Ruz und zwei Jahre später ein Übersetzungsbüro. Er unterstützte ausländische Journalisten bei ihrer Arbeit im Iran. Darüber hinaus war er Herausgeber des Iran Yearbook sowie diverser englischsprachiger Zeitschriften.
1982 erfuhr er, dass seine Verhaftung unmittelbar bevorstand und tauchte daraufhin im Iran für acht Jahre ab. Er wurde gefasst, zu vier Jahren Haft verurteilt, jedoch nach zwei Jahren frei gelassen. Ein Teil seiner Übersetzungen (Eva Luna von Isabel Allende, Maschenka von Vladimir Nabokov sowie The Vatican Cellars von André Gide) – und Gedichte sind im Gefängnis entstanden.
Anfang 2000 arbeitete er als Übersetzer für die Heinrich-Böll-Stiftung zur Vorbereitung einer Iran-Konferenz. Mehrere Teilnehmer und auch Khalil Rostamkhani wurden verhaftet unter dem Vorwurf, die Konferenz sei anti-islamisch und gegen die Interessen des iranischen Staates gerichtet. Nach Monaten der Einzelhaft wurde er zu einer Gefängnisstrafe von acht Jahren verurteilt, die er in der Verbannung am persischen Golf verbüßen sollte. Im März 2003 kam er, dank des großen internationalen Engagements auch aus Deutschland, frei und erhielt aufgrund einer Erkrankung seiner in Deutschland lebenden Frau eine Ausreisegenehmigung.
Er blieb in Deutschland und war von Januar 2006 bis Juli 2009 Stipendiat von „Writers-in-Exile“ des PEN-Clubs.
Auswahl wichtiger Werke:
Eine ganze Woche, eine Geschichte (Gedicht, 2009)
Gedichte hinter Gittern (Gedichte, 2009)
Gedichte und Briefe aus dem Gefängnis (Gedichte, 2013)