Emy Roeder

Emy Roeder, Bildhauerin
Emy Roeder 1941 in ihrer Ausstellung in der Galerie Saletta al Ponte Ss. Trinità, Florenz
© Museum im Kulturspeicher Würzburg, Nachlass Emy Roeder

Emy Roeder

Die Florentiner Jahre in der Villa Romana, Atelier an Atelier mit Emy Roeder verlebt, waren doch auch voller Ungemach, Unterdrückung und Bedrohungen. Aber welche Unbeirrbarkeit, Unbestechlichkeit und moralische Stütze in allem, was menschlich und künstlerisch unser Leben bewegte. Diese Beharrlichkeit neben mir gefühlt zu haben, geben der Erinnerung an die trübsten Tage noch einen Glanz.

Hans Purrmann, 9. Januar 1950

Geborenam 30. Januar 1890 in Würzburg, Deutschland
Gestorbenam 7. Februar 1971 in Mainz, Deutschland
ExilItalien
RemigrationBundesrepublik Deutschland
BerufBildhauerin

Die Bildhauerin Emy Roeder lernte ihr Metier in ihrer Heimatstadt Würzburg, in München und in Darmstadt, ehe sie sich in den 1920er-Jahren in Berlin mit ihrer expressionistischen Kunst erfolgreich etablierte. 1936 erhielt sie ein einjähriges Stipendium an der Villa Romana in Florenz zugesprochen. Während ihres dortigen Aufenthalts konkretisierte sich in Deutschland die nationalsozialistische Vorstellung von „entarteter Kunst“. In der gleichnamigen Münchner Ausstellung 1937 wurde auch Roeder an den Pranger gestellt. Daraufhin blieb die verunglimpfte Künstlerin in Italien.

Roeder setzte sich in ihren erzwungenen Exiljahren mit den Kleinbronzen der italienischen Renaissance auseinander. Sie spezialisierte sich auf Frauen- und Tierdarstellungen. Ihre Skulpturen, die sie stets durch Zeichnen nach der Natur vorbereitete, konnte sie 1941 in Florenz sogar ausstellen. Bis tief in die Kriegsjahre hinein fand Roeder Ressourcen für das aufwendige Verfahren des Bronzegusses. Allerdings war die Florentiner Zeit insgesamt eine entbehrungsreiche. Die  Bildhauerin lebte spartanisch, sommers auf dem Land und winters in der Stadt, eng verbunden mit anderen deutschen Exilanten wie Hans Purrmann, dem Direktor der Villa Romana.

Als 1944 alliierte Truppen Florenz besetzten, wurde Roeder als deutsche Staatsbürgerin verhaftet und in einem Lager bei Salerno interniert. Ihre dortige Aufgabe als Aufseherin im Frauenduschraum nutzte sie für künstlerische Aktstudien. Nicht nur dies ist ein Beleg, dass Roeders Exiljahre ihre Kunst beeinflussten und zum Verständnis ihres Lebenswerkes herbeigezogen werden müssen. Nach Kriegsende zunächst in Rom ansässig, kehrte Roeder 1949 nach Deutschland zurück, wo sie 1971 verstarb.

 

Auswahl wichtiger Werke:
Bildnis einer jungen Italienerin aus Florenz (1937)
Junge Korbträgerin (1940)
Unter der Dusche. Padula I (1946)
Drei liegende Schafe (1946/47)
Campagnische Bergziegen (1948)

Weiterführende Literatur:
Gerke, Friedrich: Emy Roeder. Eine Werkbiographie mit einem Gesamtkatalog der Bildwerke und Zeichnungen. Wiesbaden: Franz Steiner 1963
Lange, Justus: „Ein kleines Zentrum von Eleganz und Kultur“. Emy Roeder und Hans Purrmann in der Villa Romana in Florenz. In: Maier, Markus Josef / Specht, Stephan (Hg.): Blickwechsel. Zehn Jahre Museumsinitiative des Martin von Wagner Museums. Würzburg: Ergon 2001, S. 47 – 76.

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