Walter Reisch

Fotografie: Walter Reisch
Der Drehbuchautor und Regisseur Walter Reisch bei der Arbeit, Ende der 1930er Jahre
Deutsche Kinemathek, © Thomas Sessler Verlag, Wien, www.sesslerverlag.at

Walter Reisch

Ich ging aus Deutschland weg, solange ich Gast war, ich ging aus Österreich weg, bevor es annektiert wurde, ich ging aus London weg, bevor der Krieg ausbrach, ich kam in Amerika an, bevor der Krieg anfing. Ich hatte eine sehr glückliche Reisetabelle ohne tieftraurige äußere Nackenschläge.

Walter Reisch im Interview mit Frank Arnold, 1983

Geborenam 23. Mai 1903 in Wien
Gestorbenam 28. März 1983 in Los Angeles/USA
ExilVereinigte Staaten von Amerika (USA)
BerufDrehbuchautor, Filmregisseur

Schon als Schüler knüpfte der Wiener Walter Reisch erste Kontakte in die Filmbranche. Mit 17 Jahren wurde er Regieassistent von Alexander Korda und schrieb sein erstes Lustspiel, später machte er das Drehbuchschreiben zu seinem Beruf. 1927 zog Reisch nach Berlin, wo er sich als Autor leichter Komödien einen Namen machte. Auch die ersten beiden deutschen Tonfilme (Dich hab‘ ich geliebt und Die Nacht gehört uns, beide 1929) stammen aus seiner Feder. Weil er Jude war, verließ er Deutschland 1933 und ging zurück nach Österreich. Doch auch dort wurden seine Arbeiten nicht mehr unter seinem Namen veröffentlicht – die deutschen Nachbarn sollten die österreichischen Produktionen schließlich kaufen. 1935 gelang ihm in dieser Hinsicht eine Sensation: Mit der Schauspielerin Paula Wessely in der Hauptrolle realisierte er seine erste Regiearbeit Episode, die unter seinem Namen auch in Deutschland gezeigt wurde.

Ein Jahr später ging er nach England, wo er einen weiteren Film inszenierte (Men are not Gods, dt.: Männer sind keine Götter). Im September 1937 ging er nach Hollywood. Weitere erfolgreiche Drehbücher folgten; so schrieb er zum Beispiel gemeinsam mit Billy Wilder, mit dem er schon in Berlin zusammen gearbeitet hatte, und Charles Brackett das Drehbuch für Lubitschs Ninotschka (1939) und die Vorlage für Comrade X (1940), den King Vidor inszenierte. Letzteres brachte ihm seine erste Oscar-Nominierung ein. Die Auszeichnung gewann er allerdings erst 1953 mit dem Drehbuch für Titanic. Reisch wurde 1943 amerikanischer Staatsbürger. Nach dem Krieg arbeitete er als Regisseur auch wieder in der Bundesrepublik. 

Weiterführende Literatur:
Weniger, Kay: "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben…" Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. Hamburg: Acabus 2011, S. 418-420. 

Wichtige Werke:
Die Nacht gehört uns, 1929
FP1 antwortet nicht, 1932
Episode, 1935
Ninotschka, 1939
Comrade X, 1940
Titanic (dt. Der Untergang der Titanic), 1953

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