Hans Marsilius Purrmann

Fotografie: Hans Purrmann in Florenz, 1930er-Jahre
Hans Purrmann in Florenz, 1930er-Jahre
Hans Purrmann Archiv, © VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Hans Marsilius Purrmann

Mit Schmerzen denke ich oft, wie furchtbar die Verluste sind, die deine Lebensarbeit getroffen haben: Zuerst die Konfiskation in den Museen: Niemand weiß, was aus diesen Sachen geworden ist! […] Dann die Beschlagnahme des Judenbesitzes, unter dem doch auch viele Bilder von Dir waren.

Brief von Heinz Braune an Hans Purrmann (21. Februar 1947).

Geboren10. April 1880 in Speyer
Gestorben17. April 1966 in Basel, Schweiz
ExilFrankreich, Italien, Schweiz
BerufMaler, Grafiker, Kunstschriftsteller, Sammler

Hans Marsilius Purrmann war bis zu seinem Exil im Jahr 1933 bereits ein vielgereister, erfahrener Maler. In Berlin traf er 1905 auf Max Liebermann, Max Slevogt, Pablo Picasso und Henri Matisse. Besonders letzterer verhilft Purrmann zu seinem ganz persönlichen Stil, der trotz intensiver Auseinandersetzungen mit dem Expressionismus, dem Kubismus und der Abstraktion zwar farbkräftig und lichtdurfluchtet, aber stets gegenständlich bleibt. Es folgen mehrjährige Aufenthalte in Paris, Rom und am Bodensee.

Als sogenannter „Französling“ und seit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verfemt, lebte Purrmann in Deutschland gefährlich. Seine Teilnahme an der von der Gestapo überwachten Beerdigung Max Liebermanns im Jahr 1935 wird ihm zum politischen Verhängnis und er flieht nach Florenz. Mithilfe von Freunden wird er zum ehrenamtlichen Leiter der Deutschen Künstlerstiftung Villa Romana, wo er in zunächst sicherer Umgebung leben und arbeiten kann. Mit tatkräftiger Unterstützung seiner Frau Mathilde Vollmoeller gelang es ihm, die Villa zu einem geschätzten Kunstzentrum auszubauen. Unter den sich um Purrmann gruppierenden Kulturschaffenden befanden sich zahlreiche aus Nazi-Deutschland Exilierte wie Toni Stadler, Monica Mann, Rudolf Levy, Heinz Battke, Rudolf Borchart oder Hermann Blumenthal. Purrmanns Werke werden in Deutschland als „entartet“ deklariert, aus zahlreichen Museen deutschlandweit entfernt und gelten bis heute als verschollen.

Nachdem im Frühherbst 1943 Italien von Deutschland besetzt wurde, flieht Purrmann ein letztes Mal: In die Schweiz nach Montagnola bei Lugano, wo er auf Hermann Hesse trifft, der zu seinem künstlerischen Wegbegleiter wird. Ab 1955 beginnt für Purrmann ein künstlerischer Rehabilitationsprozess, seine Werke werden auf der ersten Documenta in Kassel gezeigt.

Weiterführende Literatur:
Billeter, Felix / Wagner, Christoph (Hg.): Neue Wege zu Hans Purrmann. Berlin: Gebr. Mann Verlag 2016.
Billeter, Felix (Hg.): Hermann Hesse; Hans Purrmann. Briefe 1945–1962. Berlin: Fischer 2011.
Lenz, Christian / Billeter, Felix: Hans Purrmann. Die Gemälde II. 1935–1966. Werkverzeichnis. München: Hirmer Verlag 2004.
Schierz, Kai Uwe (Hg.): Hans Purrmann (1880–1966). Die Farben des Südens. Petersberg: Michael Imhoff Verlag 2015, S. 11-19.
Vogel, Annette: Hans Purrmann. Kolorist der Moderne (Ausstellungskatalog Kopenhagen/Copenhagen, Kunstforeningen GL STRAND 2019 / Heilbronn, Kunsthalle Vogelmann 2019/20), München: Hirmer 2019.

Ausgewählte Werke:
„Allegorie auf und Kunst und Wissenschaft“ (Triptychon für den Kreistagssaal zu Speyer), 1932, Tempera auf Leinwand, Seitenbilder 245 x 130 cm, Mittelbild 245 x 346 cm, Rathaus, Speyer
Interieur mit zwei Frauen, 1933 (?), Tempera auf Leinwand, 130 x 116,5 cm, Privatbesitz

 

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