Friedrich Polnauer besaß eine musikalisch-technische Doppelbegabung. Nachdem er 1930 eine Stelle als Ingenieur in Berlin aufgrund der Wirtschaftskrise verloren hatte und sich daraufhin als Erfinder selbstständig gemacht hatte, nahm er am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium ein privates Geigenstudium auf. Dieses musste er, da er Jude war, nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten jedoch abbrechen. Im Oktober 1933 trat er als Geiger in das Symphonieorchester des Kulturbunds Deutscher Juden in Berlin ein.

Ab 1938 sondierte Polnauer verstärkt Emigrationsmöglichkeiten und versuchte noch von Berlin aus, in verschiedenen europäischen Ländern und den USA eine Anstellung in einem Orchester zu finden. Ohne eine Arbeitsmöglichkeit in Aussicht zu haben, verließ er im Dezember 1938 Berlin und emigrierte in die USA. Sein Visum hatte er schon vor den Novemberpogromen beantragt.

In New York war er zunächst auf die Unterstützung des Placement Committee for German and Austrian Musicians angewiesen. Ende 1939 konnte er eine Stelle als Konzertmeister beim Southern Symphony Orchestra in South Carolina antreten. Von 1941 an arbeitete Polnauer erneut als Ingenieur, während er gleichzeitig weiter konzertierte, vor allem in Kantinen und Hospitälern der US-amerikanischen Streitkräfte. Nach Kriegsende setzte Polnauer seine zweigleisige Berufslaufbahn fort. Als Ingenieur erwarb er in den USA mehrere Patente, als Musiker entwickelte er vor allem eine intensive Lehr- und Editionstätigkeit. Zahlreiche der von ihm herausgegebenen Notenausgaben von Geigenwerken barocker Komponisten sind bis heute gültig.

Ausgewählte Werke:
Von Frederick F. Polnauer herausgegebene Notenausgaben:
Sonata VIII A-Dur für 2 Violinen und Generalbass von Heinrich Ignaz Franz Biber. Bad Schwalbach: Edition Gamma [2013]
Drei Romanzen von Anton Reicha. Mainz: Schott 1969