Erna Pinner

Erna Pinner, Malerin, Illustratorin
Die Künstlerin Erna Pinner, Selbstporträt, 1927
Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt am Main, S1-317 Nr. 45 © The Estate of Erna Pinner

Erna Pinner

Es gibt immer zwei Wege. Entweder Feuer u. Asche speien – oder abseits sich eine Welt im Geist bauen, in der es immer Wege gibt.

Erna Pinner im November 1935 in einem Brief an den Schriftsteller Kasimir Edschmid

Geborenam 27. Januar 1890 in Frankfurt am Main
Gestorbenam 5. März 1987 in London, Großbritannien
ExilGroßbritannien (Vereinigtes Königreich)
BerufMalerin, Zeichnerin, Illustratorin

Erna Pinner stammte aus einer Frankfurter jüdischen Familie. In Frankfurt, Berlin und Paris studierte sie Kunst. Zusammen mit ihrem Partner, dem Schriftsteller Kasimir Edschmid, unternahm sie teils ausgedehnte Reisen nach Südeuropa, Südamerika und Afrika und illustrierte unter anderem seine Reiseberichte (z. B. Das große Reisebuch, 1927). Zum Zeitpunkt ihres Exils im Jahr 1935 konnte sie auf ein umfangreiches Werk zurückblicken, das sie in elf Einzelausstellungen und mehr als 30 Gruppenausstellungen präsentiert hatte. Durch die Zerstörung ihres Elternhauses bei einem Bombenangriff 1944 wurden ihre frühen Werke, die sie nicht mit ins Exil nehmen konnte, größtenteils zerstört.

Im März 1935 wurde Erna Pinner aus der Reichskammer der Bildenden Künste ausgeschlossen. Im Herbst des Jahres emigrierte sie nach Großbritannien. Dort erhielt sie zunächst Unterstützung von Verwandten. Durch die Bekanntschaft mit Julian Huxley, dem Direktor der London Zoological Society und des Londoner Zoos, erhielt sie erste Illustrationsaufträge und konnte an ihre umfangreiche Erfahrung als Tierillustratorin anknüpfen und sich auf diesem Gebiet künstlerisch und wissenschaftlich weiterentwickeln (z. B. Wonders of Animal Life, 1945 ). Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, musste sie jedoch immer wieder auch kommerziell einträglichere Aufträge annehmen, die einen gefälligeren Stil verlangten (Felix Salten, Bambi’s children, 1941). Zeitweilig fertigte sie Tiermodelle an und illustrierte Grußkarten. Trotz ihrer eigenen unsicheren materiellen Situation war sie auch selbst in der Flüchtlingshilfe aktiv.

Pinner war Mitglied im Exil-PEN. 1947 erhielt sie die britische Staatsbürgerschaft. Ab 1948 veröffentlichte sie verstärkt wissenschaftsjournalistische Beiträge, u. a. in verschiedenen Schweizer Zeitschriften. Eine dauerhafte Rückkehr nach Deutschland zog sie wohl nicht in Betracht.

Auswahl wichtiger Werke:
Tierskizzen aus dem Frankfurter Zoo (1927)
Ich reise durch die Welt (mit Kasimir Edschmid, 1931)
Animal Favourites (David Seth-Smith, 1936)
Curious Creatures (1951)

Weiterführende Literatur:
Barbara Weidle: Nachwort, in: Erna Pinner: Curious Creatures. Seltsame Geschöpfe der Tierwelt, Bonn: Weidle Verlag, 2022, S. 273–300
Zurück ins Licht. Vier Künstlerinnen, ihre Werke, ihre Wege: Rosy Lilienfeld, Amalie Seckbach, Erna Pinner, Ruth Cahn, hg. von Eva Sabrina Atlan und Mirjam Wenzel, Bielefeld: Kerber Verlag, 2022

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