Jacob (auch: Jakob) Picard(J. P. Wangen, Jakob Badner)

Jacob Picard
Jacob Picard, 1951
Jacob Picard Collection, AR 6016; Courtesy of the Leo Baeck Institute

Jacob (auch: Jakob) Picard(J. P. Wangen, Jakob Badner)

Chronist des deutschen Landjudentums

Ein wenig allein bin ich ja, fuehle mich aber nicht einsam und ungluecklich, denn ich bins gewohnt […].

Jacob Picard aus dem Refugee Hostel in Cummington an Gustav und Lola Wolf, 2. April 1942

Geborenam 11. Januar 1883 in Wangen, Deutschland
Gestorbenam 1. Oktober 1967 in Konstanz, Deutschland
ExilVereinigte Staaten von Amerika (USA)
RemigrationBundesrepublik Deutschland
BerufSchriftsteller

Seiner schriftstellerischen Werke wegen gilt der promovierte Jurist Jacob Picard als Chronist des deutschen Landjudentums. Als Sohn jüdischer Eltern wurde er 1883 in Wangen auf der Bodenseehalbinsel Höri geboren, dort, wo während der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland verfemte Künstler wie Otto Dix oder Max Ackermann ihr „inneres Exil“ wählen sollten.

Auch Picard zählte in jener Zeit zu den Verfolgten. Er wurde 1933 aus seinem Beruf als Anwalt und 1935 aus der Reichsschritfttumskammer hinausgedrängt. Er schrieb jedoch weiterhin, darunter seine Autobiographie Erinnerungen eigenen Lebens. In der Folge zog Picard nach Berlin und verließ 1940 aus Lebensgefahr Deutschland. Sein Fluchtweg führte ihn via Russland, Korea und Japan in die USA. Picard vermochte dort weder als Jurist noch als Schriftsteller Fuß zu fassen und war auf Stipendien angewiesen. Seinen Lebensunterhalt bestritt er auch als Gärtner und Hilfsarbeiter. Gelegentlich konnte er Zeitungs- oder Zeitschriftenbeiträge veröffentlichen. 

1942 wurde Picard Bewohner des Refugee Hostels in Cummington, wohin ihm einer seiner Freunde, der Grafiker Gustav Wolf, folgte. 1946 nahm er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an, zog dann aber mit seiner Tochter in die Niederlande um. Ende der 1950er Jahre erfolgte ein erster Besuch in Deutschland, in das er 1965 ganz zurückkehrte. In Konstanz verstarb Picard zwei Jahre später, nachdem er noch eine Neuauflage seiner frühen Erzählungen miterlebt hatte.

Auswahl wichtiger Werke:
Das Ufer (Gedichte, 1913)
Erschütterung (Gedichte, 1920)
Der Gezeichnete. Jüdische Geschichten aus einem Jahrhundert (1935)
Der Uhrenschlag (Gedichte, 1960) 

Weiterführende Literatur:
Bosch, Manfred (Hrsg.): Jacob Picard. Werke, 2 Bände, Konstanz: Faude 1991.