Oskar Pastior
Die Begriffe „Exil“ und „Emigration“ nehme ich für mich nicht in Anspruch, es sei denn auf einer metaphorischen Ebene, das heißt, mein Leben lang und wo immer.
Oskar Pastior, 1976
Geboren | 20. Oktober 1927 in Hermannstadt (Siebenbürgen), Rumänien |
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Gestorben | 4. Oktober 2006 in Frankfurt am Main, Deutschland |
Exil | Bundesrepublik Deutschland |
Beruf | Schriftsteller |
Der experimentelle Lyriker Oskar Pastior gehörte zur deutschen Minderheit im rumänischen Hermannstadt. Im Januar 1945 wurde der damals 17-Jährige Schüler in ein russisches Arbeitslager verschleppt, wo er Hunger, Kälte, Krankheiten und Schwerstarbeit überlebte. Fast fünf Jahre später wurde er entlassen und konnte nach Rumänien zurückkehren. Während seines Militärdienstes machte er das Abitur nach und studierte von 1955 bis 1960 Germanistik an der Universität Bukarest. Anschließend arbeitete er als Rundfunkredakteur und begann zu schreiben. Er entwickelte dabei eine ganz eigene Sprache, seine Gedichte zeigen deutliche Bezüge zur Lautpoesie des Dadaismus.
Wie viele andere Künstler und Intellektuelle wurde Oskar Pastior vom rumänischen Geheimdienst Securitate überwacht. 1968 gelang es ihm, sich während eines Studienaufenthalts in Wien abzusetzen: Er floh nach Deutschland. Ab 1969 lebte Pastior in West-Berlin und etablierte sich als Schriftsteller und Übersetzer, wobei er es stets ablehnte, als Exilant betrachtet zu werden „– es braucht diesen Aufputz nicht.“ Er erhielt zahlreiche Literaturpreise, darunter zuletzt den Georg-Büchner-Preis, dessen Verleihungszeremonie er nicht mehr erlebte: Er starb im Jahr 2006 während der Frankfurter Buchmesse. Im Jahr 2009 erschien der Roman Atemschaukel der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, dem Pastiors Geschichte als Zwangsarbeiter der Sowjetunion zugrunde liegt.
Im Jahr 2010 wurde bekannt, dass Oskar Pastior unter dem Decknamen „Otto Stein“ Inoffizieller Mitarbeiter der „Securitate“ gewesen ist.
Auswahl wichtiger Werke:
Offne Worte (Gedichte, 1964)
Gedichte (Gedichte, 1965)
Vom Sichersten ins Tausendste (Gedichte, 1969)
An die neue Aubergine (Gedichte, 1976)
Anagrammgedichte (Gedichte, 1985)
Das Hören des Genitivs (Gedichte, 1997)
Weiterführende Literatur:
Text + Kritik. Zeitschrift für Literatur. Hg. von Heinz Ludwig Arnold. Heft 186: Oskar Pastior. April 2010
Predoiu, Grazziella: Sinn-Freiheit und Soinn-Anarchie. Zum Werk Oskar Pastiors. Frankfurt am Main: Lang 2004
Koepp, Jürgen H.: Die Wörter und das Lesen. Zur Hermeneutik Oskar Pastiors. Bielefeld: Aisthesis-Verlag 1990