Herta Müller

Herta Müller, Schriftstellerin
Schriftstellerin Herta Müller, 2000
© akg-images / Fotografie: Doris Poklekowski

Herta Müller

Ich war so lange im Exil, bis Ceaușescu gestürzt ist. Das war [19]89. Ich war von [19]87 bis [19]89 im Exil und seither bin ich nicht im Exil. […] Ich bleibe hier, weil ich hier sein will, weil ich nicht nach Rumänien zurück möchte...

Herta Müller am 26. Juli 2013 im Interview mit Sylvia Asmus und Jochanan Shelliem

Geborenam 17. August 1953 in Nitzkydorf (Nițchidorf), Rumänien
ExilBundesrepublik Deutschland
BerufSchriftstellerin

Die Schriftstellerin Herta Müller arbeitete nach ihrem Studium der deutschen und rumänischen Philologie als Übersetzerin in einer Maschinenfabrik. Da sie sich weigerte, mit dem Geheimdienst Securitate zusammenzuarbeiten, wurde sie 1979 entlassen. Repressalien, Bedrohungen und Verleumdungen gehörten fortan zu ihrem Alltag.  

Müller stand Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre der Aktionsgruppe Banat nahe, die in Opposition zum Regime Ceaușescus stand. In jene Zeit fallen ihre ersten Veröffentlichungen in Rumänien, die zu heftigen Kontroversen führten, vor allem auch unter ihren Landsleuten, einer rumänien-deutschen Minderheit, den Banater Schwaben.

Die Erfahrung von Gewalt, Verlust der Würde und Heimatlosigkeit ziehen sich als Gedanken durch nahezu alle Texte der Schriftstellerin, die eine Form der Erinnerungskunst geschaffen hat, in der sich dokumentarische Sachlichkeit und poetische Sprache ergänzen. Für sie, so die Autorin, sei Leben und Schreiben angesichts ihrer Erfahrungen mit dem rumänischen Geheimdienst nicht unabhängig voneinander zu denken.

1987 reiste Herta Müller nach Deutschland aus und ging ins Exil, wie sie ausdrücklich betonte. In ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema Exil plädierte sie immer wieder für die Sichtbarmachung von Exilerfahrungen im öffentlichen Raum: „Es gibt zwar Gedenktafeln für einzelne Künstler, aber keinen großen Ort der Erinnerung an das Exil, an die schon 1933 vertriebenen Deutschen“, schrieb die Schriftstellerin in ihrem Essay Herzwort und Kopfwort (Der Spiegel, 21. Januar 2013).

Herta Müller wurde 2009 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

In einem offenen Brief „Menschen fallen aus Deutschland“ an Bundeskanzlerin Angela Merkel setzte sich Herta Müller 2011 für ein „Museum des Exils“ ein.

Auswahl wichtiger Werke:
Niederungen (Prosa, 1982), zensierte Fassung, Bukarest
Niederungen (Prosa, 1984), vollständige Fassung, Berlin
Reisende auf einem Bein (Roman, 1989)
Herztier (Roman, 1994)
Der König verneigt sich und tötet (Roman, 2003)
Atemschaukel (Roman, 2009)
Immer derselbe Schnee und immer derselbe Onkel (Essays, 2011)

Weiterführende Literatur:
Arnold, Heinz Ludwig (Hg.): Wenn wir schweigen, werden wir unangenehm – wenn wir reden, werden wir lächerlich. Kann Literatur Zeugnis ablegen? In: Zeitschrift für Literatur. Themenheft Herta Müller, München: edition text + kritik, Nr. 155, Heft 7/2002
Müller, Herta: Lebensangst und Worthunger. Im Gespräch mit Michael Lentz. Leipziger Poetikvorlesung 2009. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2010

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