Hermynia zur Mühlen(Hermynia Zur Mühlen, geb. Hermine Isabelle Maria Folliot de Crenneville¸ Franziska Maria Rautenberg, Franziska Maria Tenberg, Traugott Lehmann und Lawrence H. Desberry)

Hermynia zur Mühlen, Schriftstellerin und Übersetzerin
Die Schriftstellerin und Übersetzerin Hermynia zur Mühlen in den späten 1920er Jahren, Zeichnung von Emil Stumpp (1886–1941)
Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek

Hermynia zur Mühlen(Hermynia Zur Mühlen, geb. Hermine Isabelle Maria Folliot de Crenneville¸ Franziska Maria Rautenberg, Franziska Maria Tenberg, Traugott Lehmann und Lawrence H. Desberry)

Sie können sich denken, wie schön es ist, „draussen“ zu sein, wenngleich man mit schwerem Herzen an die vielen Zurückgelassenen (…) denkt (…).

Hermynia zur Mühlen nach ihrer Weiterflucht aus der Tschechoslowakei nach Großbritannien, Brief an die American Guild for German Cultural Freedom, 1. Juli 1939

Geborenam 12. Dezember 1883 in Wien
Gestorbenam 20. März 1951 in Radlett, Großbritannien
ExilÖsterreich, Tschechoslowakei, Großbritannien (Vereinigtes Königreich)
BerufSchriftstellerin, Übersetzerin

Die österreichische Schriftstellerin Hermynia zur Mühlen lebte seit 1919 in Deutschland. Durch ihr kommunistisches Engagement, von dem sie sich später im Exil distanzierte, war sie als „rote Gräfin“ bekannt. Sie veröffentlichte Romane und Kurzprosa, Kinder- und Jugendbücher und Hörspiele und übersetzte aus dem Englischen, Französischen und Russischen. Im April 1933 wurde ihr Herkunftsland Österreich zu ihrem ersten Zufluchtsort.

Von Wien aus kämpfte zur Mühlen publizistisch weiter gegen den Nationalsozialismus und engagierte sich in verschiedenen Schriftsteller*innen-Organisationen. Als ihr deutscher Verlag ihr empfahl, ihr politisches Engagement einzustellen, um in Deutschland nicht als Landesverräterin betrachtet zu werden, weigerte sie sich öffentlich. Bedeutende Exil-Verlage lehnten ihren 1934 entstandenen Roman Unsere Töchter, die Nazinen (Gsur-Verlag, 1935) aus politischen Erwägungen ab.

Kurz nach der Annexion Österreichs flüchtete zur Mühlen in die Tschechoslowakei. Da in Deutschland und Österreich keine Buchverkäufe mehr möglich waren, war sie auf Zeitungsaufträge angewiesen. Die Hilfsorganisation American Guild for German Cultural Freedom gewährte ihr im Januar 1939 ein dreimonatiges Stipendium, um die Arbeit an einem mehrbändigen Romanprojekt fortsetzen zu können.

Von April bis Juni 1939 flüchtete zur Mühlen über Ungarn, Jugoslawien, Italien und Frankreich nach Großbritannien. Dort setzte sie unter schwierigen gesundheitlichen und materiellen Bedingungen ihre schriftstellerische Arbeit und ihr antinationalsozialistisches Engagement fort. Eine Remigration nach Österreich kam für sie nicht infrage.

Auswahl wichtiger Werke:
Reise durch ein Leben (Roman, 1933)
Ein Jahr im Schatten (Roman, 1935)
Unsere Töchter, die Nazinen (Roman, 1935)
Als der Fremde kam (Roman, 1947)

Weiterführende Literatur:
Manfred Altner: Hermynia zur Mühlen. Eine Biographie, Bern 1997
Hermynia zur Mühlen: Werke. Im Auftrag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Wüstenrot Stiftung ausgewählt und herausgegeben von Ulrich Weinzierl; mit einem Essay von Felicitas Hoppe, Wien: Zsolnay, 2019. (4 Bände)

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