Soma Morgenstern
Soma Morgenstern
Das alles ändert nichts an der Tatsache, daß ich mich seit einigen Jahren schon – ich weiß nicht genau, wann es angefangen hat – als ein Schriftsteller ohne Sprache fühle. Ich habe mich in die Deutschen so verhaßt, daß ich auch die deutsche Sprache nicht lieben kann. Und ein Schriftsteller, der seine Sprache nicht liebt, hat keine Sprache.
Soma Morgenstern in Amerikanisches Tagebuch 1949, veröffentlicht 2001
Geboren | am 3. Mai 1890 in Budaniw, Österreich-Ungarn, heute Ukraine |
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Gestorben | am 17. April 1976 in New York, Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
Exil | Frankreich, Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
Beruf | Schriftsteller, Journalist |
Der Schriftsteller Soma Morgenstern interessierte sich schon als Kind für Literatur, Theater, Musik und Kunst. Aufgewachsen in Ostgalizien, lebte er seit 1912 in Wien, studierte dort und in Lemberg Jura und nahm als Leutnant am Ersten Weltkrieg teil. Als freier Schriftsteller und Journalist widmete er sich Übersetzungen und Theaterstücken, schrieb u. a. für die Frankfurter Zeitung Reportagen, Rezensionen, Kritiken und Kurzprosa. Seine literarischen Arbeiten umfassen zudem Romane, Feuilletons und Erinnerungen.
Da Soma Morgenstern den Nationalsozialismus kritisiert hatte und zudem Jude war, floh er 1938 nach der Annexion Österreichs zunächst nach Paris. Dort wohnte er im selben Hotel wie der Schriftsteller Joseph Roth. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er als „feindlicher Ausländer“ in verschiedenen Lagern interniert, bevor ihm die Flucht ins unbesetzte Südfrankreich gelang. Von dort aus erreichte er im April 1941 New York. Nach Europa kehrte Morgenstern – bis auf kurze Reiseaufenthalte – nie zurück.
Neben seiner Beschäftigung mit dem Judentum und dem Leben in Ostgalizien ist Morgensterns literarische Erinnerungsarbeit konsequent vom Thema Exil geprägt. Durch sein gesamtes Werk zieht sich außerdem die intensive Beschäftigung mit Sprache. Trotz seiner kritischen Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache hat der Schriftsteller zeitlebens an seiner Muttersprache festgehalten. Im deutschsprachigen Raum war Morgensterns Werk lange Zeit kaum bekannt und wurde einer größeren Öffentlichkeit erst nach seinem Tod mit einer umfassenden Werkausgabe wieder zugänglich.
Auswahl wichtiger Werke:
Funken im Abgrund: Sohn des verlorenen Sohnes (Roman, 1935)
Funken im Abgrund: Idyll im Exil (Roman, engl. Erstausgabe 1947)
Funken im Abgrund: Das Vermächtnis des verlorenen Sohnes (Roman, engl. Erstausgabe 1950)
Die Blutsäule. Zeichen und Wunder am Sereth (Roman, engl. Erstausgabe 1955)
Joseph Roths Flucht und Ende. Erinnerungen (posthum, 1994)
Alban Berg und seine Idole. Erinnerungen und Briefe (posthum, 1995)
Flucht in Frankreich. Ein Romanbericht (posthum, 1998)
Weiterführende Literatur:
Asmus, Sylvia / Lunzer, Heinz / Lunzer-Talos, Victoria (Hg.): So wurde ihnen die Flucht zur Heimat. Soma Morgenstern und Joseph Roth. Eine Freundschaft. Bonn: Weidle 2012
Deutsche Intellektuelle im Exil. Ihre Akademie und die „American Guild for German Cultural Freedom“. Eine Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Frankfurt am Main. [Ausstellung und Katalog: Werner Berthold, Brita Eckert und Frank Wende] München: Saur 1993