Walter Mehring

Walter Mehring, Schriftsteller
Der Schriftsteller Walter Mehring, fotografiert von Eric Schaal, Ascona, 1960
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Eric Schaal, EB 2003/051, © Wallstein Verlag, Göttingen

Walter Mehring

Sie wissen wie das aussieht, wenn man als Emigrant statt als Cook-Europäer kommt. Und dann sitze ich mit eigenen Sorgen: meine Mutter in Berlin, zum Auswandern aus diesem gar nicht mehr existierenden Lande nicht zu bewegen (nach der Haussuchung nicht einmal).

Walter Mehring aus Paris an Kurt Tucholsky, 1933

Geborenam 29. April 1896 in Berlin, Deutschland
Gestorbenam 3. Oktober 1981 in Zürich, Schweiz
ExilÖsterreich, Schweiz, Frankreich, Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
RemigrationBundesrepublik Deutschland
BerufLyriker, Schriftsteller

Nach Anfängen im Dadaismus stieg Walter Mehring Anfang der 1920er Jahren zu einem der gefragtesten Kabarett-, Lied- und Textdichter Berlins auf. Seine Texte wurden vertont, seine Couplets und Chansons auf den bekannten Bühnen rezitiert und gesungen. 1927 sorgte sein von Erwin Piscator inszeniertes Stück Der Kaufmann von Berlin, bei dessen Aufführung die SA im Saal randalierte, für einen Theaterskandal. Bis 1933 war Mehring, der keiner Partei oder Ideologie nahestand, einer der bissigsten, schärfsten und spottlustigsten Kritiker des aufkommenden Nationalsozialismus.

Am 26. Februar 1933 floh Walter Mehring nach einer Warnung vor einer drohenden Verhaftung nach Paris. Auch im weiteren Verlauf seines Exils entkam Mehring der Festnahme durch die Gestapo mehrmals erst im letzten Moment, so im März 1938 bei der Annexion Österreichs, beim Einmarsch der Deutschen Truppen in Frankreich im Juni 1940 und bei seiner Flucht aus Marseille im Februar 1941.

Bis Mitte 1938 war Mehring einer der Hauptmitarbeiter von Leopold Schwarzschilds Exilzeitschrift Das Neue Tage-Buch. Sein Exilwerk ist geprägt von bitterem, satirischem Spott, aber auch von den persönlichen Erfahrungen der Verbannung. Mehring veröffentlichte bis 1945 zwei weitere Gedichtbände sowie zwei Romane.

In den USA erhielt er einen Einjahresvertrag als Drehbuchautor der MGM-Studios in Hollywood, bevor er 1942 nach New York übersiedelte. Dort verschärften sich seine existenziellen Nöte massiv. 1953 kehrte Walter Mehring nach Europa zurück. Er lebte überwiegend in Ascona, Zürich und München. 

Auswahl wichtiger Werke:
Das Ketzerbrevier. Ein Kabarettprogramm (Gedichte und Lieder, 1921)
Der Kaufmann von Berlin. Ein historisches Schauspiel aus der deutschen Inflation (Drama, 1927)
Müller. Chronik einer deutschen Sippe (Roman, 1935)
No Road Back – Kein Weg zurück (Gedichte, 1944)
Die verlorene Bibliothek. Autobiographie einer Kultur (1952) 

Weiterführende Literatur:
Pauli, Hertha: Der Riss der Zeit geht durch mein Herz. Ein Erlebnisbuch. Wien und Hamburg: Paul Zsolnay Verlag 1970.
Schulz, Georg-Michael: Walter Mehring. Hannover: Wehrhahn Verlag 2013.
Buchwald, Christoph (Hrsg.): Walter Mehring Werke. Düsseldorf: Claassen Verlag 1978ff.

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