Fotografie: Ernst May
Ernst May, 1926, Fotograf: Otto Schwerin
Nürnberg, GNM, DKA, NL May, Ernst, I, B-2 (62)

Ernst May

Unterdessen sind nun auch noch die politischen Ereignisse eingetreten, die mich als einen Vertreter des alten Regimes abstempeln, weil ich zufällig meine Arbeit nicht unter dem Malermeister Hitler sondern unter dem Sattlermeister Ebert bzw. seinem Nachfolger ausgeführt habe […]. Dadurch werden wir bezügl. der Richtigkeit des von uns gewählten Weges nur noch bestärkt.

Ernst May an seine Schwiegermutter über die beschlossene Emigration nach Ostafrika, 26. März 1933

Geborenam 27. Juli 1886 in Frankfurt am Main
Gestorbenam 11. September 1970 in Hamburg
ExilTansania, Kenia
RemigrationBundesrepublik Deutschland
BerufArchitekt

Ernst Mays Emigration nach Ostafrika war beruflich eine scharfe Zäsur. Der Architekt und Städteplaner hatte zuvor in Schlesien, Frankfurt am Main und der Sowjetunion überaus erfolgreich gearbeitet. Nach dem russischen Engagement war ihm jedoch der Rückweg in sein Heimatland versperrt, weil die Nationalsozialisten Mays modernes Bauen verunglimpften. Er und seine Familie entschieden sich mit dem Geld aus der russischen Tätigkeit für einen Neubeginn als Farmer im heutigen Tansania. Per Schiff erreichte man am 20. Februar 1934 Mombasa.

Erst nach einigen Jahren gelang May im benachbarten Kenia an seine frühere Profession anzuknüpfen. Er erhielt in der britischen Kronkolonie seine Approbation als Architekt und machte sich mit einem Partner selbstständig. Infolge des Krieges wurde er 1940 als deutscher Staatsbürger von den Briten in Kenia und Südafrika interniert. Die Haftbedingungen erlaubten ihm, sich durch Bücher beruflich fortzubilden. Nach seiner Entlassung im Herbst 1942 widmete er sich Aufträgen von Siedlern, entwarf aber auch Wohnraumlösungen für die schwarzafrikanische Bevölkerung und wurde als Städteplaner engagiert. Teile der heutigen ugandischen Hauptstadt Kampala gehen auf Mays Planungen zurück.

Nach Kriegsende regte sich bei ihm die Hoffnung, seine Erfahrungen und Visionen beim Wiederaufbau Deutschlands einbringen zu können. Vertraglich jedoch noch gebunden und lange ohne ein konkretes Angebot aus seinem Heimatland, remigrierte May erst im Dezember 1953. Mit Projekten wie Neu-Altona in Hamburg begann nach einem rund zwanzigjährigen Exil in Ostafrika für ihn noch einmal ein neuer Berufsabschnitt.

Weiterführende Literatur:
Buekschmitt, Justus: Ernst May. Bauten und Planungen. Band 1. Stuttgart: Alexander Koch 1963
Herrel, Eberhard: Ernst May. Architekt und Stadtplaner in Afrika 1934 – 1953. Tübingen: Ernst Wasmuth 2001
Quiring, Claudia u. a. (Hg.): Ernst May 1886 – 1970. München: Prestel 2011

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