Thomas Mann
Thomas Mann
Es [das Exil] ist schwer zu ertragen. Aber was es leichter macht, ist die Vergegenwärtigung der vergifteten Atmosphäre, die in Deutschland herrscht. Das macht es leichter, weil man in Wirklichkeit nichts verliert. Wo ich bin, ist Deutschland. Ich trage meine deutsche Kultur in mir. Ich lebe im Kontakt mit der Welt und ich betrachte mich selbst nicht als gefallenen Menschen.
Thomas Mann in The New York Times, 22. Februar 1938
Geboren | am 6. Juni 1875 in Lübeck, Deutschland |
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Gestorben | am 12. August 1955 in Zürich, Schweiz |
Exil | Schweiz, Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
Beruf | Schriftsteller |
Mit vielgelesenen Romanen wie Buddenbrooks (1901), Königliche Hoheit (1909) und Der Zauberberg (1924) hatte sich der spätere Literatur-Nobelpreisträger Thomas Mann in den ersten drei Dekaden des 20. Jahrhunderts den Ruf als „größter Stilist seit Goethes Tod“ (Marcel Reich-Ranicki) erworben. Der Sohn eines Lübecker Kaufmanns und Senators gerierte sich öffentlich lange Zeit als unpolitischer Schriftsteller, wandelte sich in den 1920er Jahren jedoch vom inneren Konservatismus zunehmend zu einem Fürsprecher der Weimarer Republik. Mit der erstarkenden NS-Bewegung setzte sich der jüngere Bruder Heinrich Manns erstmals in seiner 1930 in Berlin gehaltenen Deutschen Ansprache kritisch auseinander. Von einer im März 1933 begonnenen europäischen Vortragsreise kehrte er – unter anderem auf Drängen seiner Kinder Erika und Klaus Mann – nicht wieder nach Deutschland zurück. Ein neues Domizil fand Mann in der schweizerischen Gemeinde Küsnacht bei Zürich, wo er seine schriftstellerische Tätigkeit nahtlos fortsetzte. Noch bis 1936 erschienen seine Werke in Deutschland, danach im Verlagsexil in Österreich und später Schweden. Der im Dezember desselben Jahres erfolgten Ausbürgerung waren zwei regimekritische offene Briefe Manns an die Neue Zürcher Zeitung sowie die Universität Bonn vorausgegangen. In deren Konsequenz fand er sich mit dem schmerzlich empfundenen Verlust der Heimat dauerhaft ab.
Besorgt angesichts der geografisch gefährdeten Lage der Schweiz, wanderten Mann und seine Familie 1938 in die USA aus, wo sie über Umwege unter komfortablen Verhältnissen im kalifornischen Los Angeles ansässig wurden. Von November 1941 bis zum Kriegsende wandte sich der Schriftsteller mit einer eigenen antinazistischen Rundfunk-Sendereihe an die Bevölkerung seines Heimatlandes: Deutsche Hörer! wurde für das deutsche Programm der britischen BBC produziert. Nach einer überstandenen Lungenkrebs-Erkrankung und der Vollendung seines Alterswerks Doktor Faustus (1947) verbrachte Mann – zwischenzeitlich US-amerikanischer Staatsbürger geworden – seine letzten drei Lebensjahre im schweizerischen Kilchberg. Eine Rückkehr ins ihm entfremdete Deutschland lehnte er ab.
Auswahl wichtiger Werke:
Buddenbrooks. Verfall einer Familie (Roman, 1901)
Der Zauberberg (Roman, 1924)
Joseph und seine Brüder (Romantetralogie, 1933-1943)
Doktor Faustus (Roman, 1947)
Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (Roman, 1954)
Weiterführende Literatur:
Kolbe, Jürgen: Heller Zauber. Thomas Mann in München 1894 – 1933. Berlin: Siedler 2. Auflage 1987
Kurzke, Hermann: Thomas Mann. Epoche – Werk – Wirkung. München: Beck 4. Auflage 2010
Prater, Donald A.: Thomas Mann. Deutscher und Weltbürger. Eine Biographie. München: dtv 1998