Emil Ludwig

Emil Ludwig, Schriftsteller
Der Schriftsteller Emil Ludwig
Schweizerisches Literaturarchiv SLA, Schweizerische Nationalbibliothek, Nachlass Emil Ludwig, © XXX

Emil Ludwig

Ich habe die Ehre, zu Ihnen im Namen der vertriebenen und ausgewanderten deutschen Schriftsteller zu sprechen. Persönlich habe ich das Glück, auf Grund eines in meinen Jugendjahren gefaßten Entschlusses vor 30 Jahren in die Schweiz ausgewandert und seit langer Zeit Schweizer Bürger zu sein. Aber ich bin immer deutscher Schriftsteller gewesen und an einem Mai-Nachmittag des Jahres 1933 habe ich die Ehre gehabt, das Schicksal meiner besten Gefährten auf einem gewissen Scheiterhaufen zu teilen. Ich nahm einen Platz zwischen Heinrich Heine und Spinoza ein, und es schien mir würdiger, zwischen zwei Genies der Rasse verbrannt als von einigen rassekundigen Professoren beweihräuchert zu werden.

Rede Emil Ludwigs auf dem PEN-Kongress in Buenos Aires 1936

Geborenam 25. Januar 1881 in Breslau, Deutsches Reich (heute Polen)
Gestorbenam 17. September 1948 in Ascona, Schweiz
ExilSchweiz, Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
BerufSchriftsteller

Emil Ludwig, der in den Jahren der Weimarer Republik mit seinen von der Mode getragenen psychologisch bis psychopathologisch akzentuierten historischen Biografien über Bismarck, Goethe, Wilhelm II. oder Napoleon Weltruhm erlangte und Massenauflagen erzielte, nimmt in der Geschichte der Exilliteratur eine Sonderrolle ein. Zum einen lebte er bereits seit 1906 in Ascona am Lago Maggiore und besaß seit 1932, also noch vor der nationalsozialistischen Machtübernahme, die Schweizer Staatsbürgerschaft. Zum anderen entwickelte er sich innerhalb der Exilgemeinde aufgrund kritischer Äußerungen gegenüber den Mitemigrant*innen allmählich zu einer persona non grata. Die Schilderungen seiner Person in den Autobiografien Hans Sahls oder Elias Canettis sprechen Bände. Anders als der ebenfalls im Tessin ansässige Erfolgsautor Erich Maria Remarque engagierte sich Ludwig indes durchaus für die Belange der Exilant*innen, nahm Flüchtlinge bei sich auf und unterstützte Hilfswerke. Den Nationalsozialist*innen war Ludwig nicht zuletzt aufgrund seines Erfolgs verhasst. Besonders Goebbels fürchtete seinen Einfluss und nannte ihn konsequent bei seinem ursprünglichen jüdischen Familiennamen «Cohn». Ludwigs Bücher wurden am 10. Mai 1933 von den Nazis auf dem Berliner Opernplatz verbrannt. Mit seinem Eintreten für den jüdischen Studenten David Frankfurter, der 1936 den Mord in Davos an Wilhelm Gustloff, dem Leiter der Schweizer Landesgruppe der NSDAP beging, zog sich Ludwig auch in der Schweiz den Unmut der Behörden zu. 1940 emigrierte Ludwig in die USA, ehe er im April 1945 zurückkehrte.

Emil Ludwigs Teilnachlass liegt im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern.

Ausgewählte Werke:
Goethe (Biografie, 1920)
Napoleon (Biografie, 1924)
Wilhelm der Zweite (Biografie, 1925)
Bismarck (Biografie, 1926)
Juli 1914. Den Söhnen zur Warnung (Historische Schrift, 1929)
Mord in Davos (1936)

Weiterführende Literatur:
Fuhrer, Armin: Emil Ludwig. Verehrt, verfemt, verbrannt. Eine Biografie. Reinbek: Lau-Verlag 2021.

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