Peter Lotar (eigentlich Lothar/Lotar Chitz)
Peter Lotar (eigentlich Lothar/Lotar Chitz)
Durch das nächtliche Deutschland, das Meer des Schreckens… Allgegenwärtig die Polypenaugen, die Fangarme der Gestapo, der SS… Wann packen sie mich, Marek Truntschka, nach dem sie fahnden? Mit einem Fetzen Papier will ich ihnen entrinnen, ausgestellt von einem Unbefugten; vielleicht ist er gefälscht, der Durchlassschein… Der Oberbürgermeister hat ihn mir zugesteckt auf dem Prager Rathaus… Ist er Kollaborateur der deutschen Besatzungsmacht, ist er ein Fechter im Dunkel? Führt sein Passepartout nicht in einen Hinterhalt? Bei jeder Kontrolle flatterndes Herz… eine Nacht ohne Ende. Aber der Morgen kommt doch. Unvorstellbare Wirklichkeit: der schweizerische Bundesbahnhof in Basel. Werde ich bleiben dürfen in diesem Land?
Der Beginn von Peter Lotars Roman Das Land das ich dir zeige über seine Flucht in die Schweiz
Geboren | am 12. Februar 1910 in Prag, Österreich-Ungarn |
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Gestorben | am 12. Juli 1986 in Ennetbaden, Schweiz |
Exil | Schweiz |
Beruf | Schauspieler, Dirigent, Schriftsteller |
Der Prager Schauspieler und Schriftsteller Peter Lotar verließ seine Heimatstadt im Zuge der deutschen Annexion der Tschechoslowakei im März 1939 und floh über deutsches Gebiet in die Schweiz, wo er bis zu seinem Tode 1986 leben sollte. Lotar war unter seinem bürgerlichen Namen Lotar Chitz in einem jüdischen Elternhaus in Prag zweisprachig aufgewachsen und durchlief Ende der 1920er-Jahre eine Ausbildung an der renommierten Schauspielschule des Deutschen Theaters unter Max Reinhardt in Berlin. In den Jahren 1933 bis 1939 war Lotar als Schauspieler und Regisseur in Prag tätig, bis ihn die deutsche Besatzung im Mai 1939 ins Exil zwang, auch weil er, aufgrund seines Engagements in antifaschistischen Bühnenvereinigungen und im Radio, per Haftbefehl gesucht wurde. Während der Kriegsjahre fand Lotar aller Widrigkeiten durch die Eidgenössische Fremdenpolizei zum Trotz ein Engagement als Schauspieler und als Regisseur am Städtebundtheater Biel-Solothurn. In seinem autobiografischen Roman Das Land das ich dir zeige (1985) hat Peter Lotar seine Flucht in die Schweiz und die schwierige Ankunft und Etablierung als Künstler im Exil mit scharfem Blick und mit Humor beschrieben. Nach Kriegsende arbeitete Lotar von 1946 bis 1949 als Dramaturg beim Reiss-Bühnenverlag in Basel, wo er die frühen Stücke Friedrich Dürrenmatts und Max Frischs betreute und mitentdeckte.
Ausgewählte Werke:
Die Wahrheit siegt. Drama zwischen zwei Weltkriegen (Schauspiel, 1943/45)
Das Bild des Menschen (Schauspiel, 1954)
Eine Krähe war mit mir (Roman, 1978)
Das Land das ich dir zeige (Roman, 1985)
Weiterführende Literatur:
Kuklová, Michaela: Peter Lotar (1910–1986). Kulturelle Praxis und autobiographisches Schreiben. Köln: Böhlau 2019.