Fritz Kortner(Fritz Nathan Kohn)

Fritz Kortner, Schauspieler
Fritz Kortner, Porträtfotografie zum österreichischen Spielfilm Orlacs Hände von 1924 (Regie: Robert Wiene)
Archiv des Deutschen Filminstitut DIF e.V.

Fritz Kortner(Fritz Nathan Kohn)

Ich will haben, daß du weißt, daß ich, der ich kein Dichter bin, aus Not, aus Angst um uns, ein Stück in grässlicher Quälerei aus einem übermüdeten, vor Panik oft toten Hirn reiße. Ich habe so wilde Verdüsterungen, wie ich sie selbst in London nicht gehabt: Ich habe richtige Angst, daß das nicht gut ausgeht.

Fritz Kortner, Brief aus New York an seine Frau Johanna Hofer in England, 13. Dezember 1937

Geborenam 12. Mai 1892 in Wien, Österreich
Gestorbenam 22. Juli 1970 in München, Deutschland
ExilGroßbritannien (Vereinigtes Königreich), Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
RemigrationBundesrepublik Deutschland
BerufSchauspieler, Filmregisseur, Theaterregisseur

Fritz Nathan Kohn wollte bereits als Jugendlicher Schauspieler werden. Er studierte darstellende Kunst in Wien und änderte seinen Namen in Fritz Kortner. Ab 1910 spielte er bei Max Reinhardt in Berlin, aber auch in Wien, Dresden und Hamburg. Bekannt wurde Kortner in Karlheinz Martins expressionistischer Uraufführung von Ernst Tollers Die Wandlung und als jüdischer Geldverleiher Shylock in Shakespeares Der Kaufmann von Venedig. Daneben machte er sich als Filmschauspieler einen Namen. Ab Januar 1933 musste Kortner befürchten, verhaftet zu werden: Bereits Ende 1932 hatte ihn die nationalsozialistische Presse antisemitisch angegriffen. Nach einer Tournee zog er – auf dem Höhepunkt seiner Karriere – in seine Geburtsstadt Wien zurück.

Mit seiner Familie emigrierte Kortner 1934 nach London, wo er Englisch lernte und von vorn begann. Aufgrund seines Akzents spielte er überwiegend exotische Rollen. In der Hoffnung auf bessere Verdienstmöglichkeiten ging er 1937 zunächst allein in die USA, wo er seine ersten Theatertexte schrieb und ab 1941 in Hollywood als Drehbuchautor und Schauspieler in Anti-Nazi-Filmen Beschäftigung fand. 1944 unterzeichnete er neben anderen die Declaration of the Council for a Democratic Germany.

Seine Rollen und Stücke im Exil waren für Kortner Broterwerb, nicht künstlerische Entfaltung. Gequält von Selbstzweifeln und Geldsorgen, schlug er sich mehr schlecht als recht in der amerikanischen Filmbranche durch, wo sein Spiel, seine exaltierte Rollengestaltung sowie sein starker Akzent auf die zurückhaltende Darstellungsform seiner amerikanischen Kollegen stießen. Auch deshalb kehrte Kortner Ende 1947 nach Deutschland zurück, obwohl ein Teil seiner Verwandtschaft die Verfolgung durch die Nationalsozialisten nicht überlebt hatte. Die Remigration verarbeitete er in der Rolle des Rückkehrers Professor Mauthner in Josef von Bákys Der Ruf aus dem Jahr 1949.

Auswahl wichtiger Werke:
Film: Orlacs Hände (D 1924, Regie: Robert Wiene) – Darsteller
Film: Abdul the Damned (GB 1935, Regie: Karl Grune) – Darsteller
Film: Der Ruf (D 1948/49, Regie: Josef von Báky) – Darsteller, Drehbuch, Idee
Theater: William Shakespeare: Der Kaufmann von Venedig (Rolle des Shylock, erstmals 1916, erneut 1923, 1924 und 1927) – Darsteller
Theater: Bertolt Brecht: Im Dickicht der Städte (Regie: Erich Engel, Premiere: 29. Oktober 1924, Deutsches Theater Berlin) – Darsteller

Weiterführende Literatur:
Völker, Klaus: Fritz Kortner: Jude und Rebell gegen das privilegierte Konventionelle. Berlin: Hentrich + Hentrich 2007

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