Otto Klemperer(Otto Nossan Klemperer)
Das Land ist wundervoll, aber ‚etwas fehlt‘. Was ist es? Ich könnte mir denken, dass man sich in einem kleinen österreichischen Alpendorf, das landschaftlich gewiss nicht an Californien reicht, viel besser fühlt. Wieso schmeckt das Brot hier nicht wie in Wien? Es ist doch derselbe Weizen. Aber es ist nicht derselbe Boden! (im umfassendsten Sinne).
Otto Klemperer an Lonny Epstein, 1936
Geboren | am 14. Mai 1885 in Breslau, Deutschland, heute Polen |
---|---|
Gestorben | am 6. Juli 1973 in Zürich, Schweiz |
Exil | Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
Beruf | Dirigent, Komponist |
Otto Klemperer galt in der Weimarer Republik als Dirigent der Moderne: Er engagierte sich unter anderem für Werke von Arnold Schönberg und Kurt Weill. Seine zahlreichen eigenen Kompositionen sind weitgehend unbekannt.
Nach der Emigration aus Deutschland trat Otto Klemperer zunächst als Gastdirigent in den Musikmetropolen Europas auf. Von 1933 bis 1939 war er außerdem Chefdirigent des Los Angeles Philharmonic Orchestra. Seine Frau lebte mit den beiden gemeinsamen Kindern noch in Wien. Nach der Ermordung des österreichischen Bundeskanzlers Dollfuß im Juli 1934 entschloss sich Klemperer, Europa ganz den Rücken zu kehren.
Ab Sommer 1935 lebte er gemeinsam mit seiner Familie in der Nähe von Los Angeles. Hier traf er Schönberg wieder, doch die Beziehung zwischen den beiden Musikern war teilweise gespannt, denn Schönberg hegte zu große Erwartungen an Klemperer, dass er als Chef des Orchesters in Los Angeles Werke von ihm aufführen könnte.
1939 erkrankte der Dirigent schwer an einem Hirntumor und zog sich in den folgenden Jahren vom Konzertpodium zurück. Ab 1946 ging er wieder auf Tournee – bedingt durch seine Erkrankung hatte er seinen Posten beim Los Angeles Philharmonic Orchestra verloren. Seit 1940 war Klemperer amerikanischer Staatsbürger, da er jedoch ab 1947 am Budapester Opernhaus Konzerte und Operneinstudierungen leitete, unterstellten ihm die US-amerikanischen Behörden Sympathien mit dem ungarischen Kommunismus und erschwerten ihm die Ausreise zu Gastspielen. 1954 beschloss Klemperer, nicht mehr in die Staaten zurückzukehren und ließ sich in Zürich nieder.
1959 wurde Klemperer Chefdirigent des New Philharmonia Orchestra in London, ab 1964 auf Lebenszeit und nahm 1970 neben der deutschen auch die israelische Staatsbürgerschaft an. Trotz schwerer gesundheitlicher und psychischer Einschränkungen dirigierte Klemperer bis 1971.
Weiterführende Literatur:
Heyworth, Peter: Gespräche mit Klemperer. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 1974
Heyworth, Peter: Otto Klemperer: Dirigent der Republik 1885 – 1933. Berlin: Siedler Verlag 1988
Klemperer, Otto: Über Musik und Theater – Erinnerungen, Gespräche, Skizzen. Wilhelmshaven: Heinrichshofen’s Verlag 1982