Emma Kann
Fremd bin ich hier und fremd bin ich dort und nirgends bin ich bekannt, / und wandre ich auch über Hügel und Meer, / ich finde kein Heimatland.
Aus Emma Kanns Gedicht Heimatlos, 1933
Geboren | am 25. Mai 1914 in Frankfurt am Main |
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Gestorben | am 19. Januar 2009 in Konstanz |
Exil | Großbritannien (Vereinigtes Königreich), Niederlande, Belgien, Frankreich, Kuba, Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
Remigration | Bundesrepublik Deutschland |
Beruf | Schriftstellerin, Lyrikerin |
Die Lyrikerin Emma Kann stammte aus einer assimilierten jüdischen Familie. Im Frühjahr 1933 legte sie in Frankfurt am Main die Abiturprüfung ab. Nach einem Praktikum bei einer Bank, in der sie antisemitische Anfeindungen erlebte, entschloss sie sich zur Emigration.
Im September 1933 ging Kann zunächst nach England, wo sie unter anderem als Lehrerin arbeitete. 1936 emigrierte sie nach Belgien weiter. Als ihr von dort aus 1936 die besuchsweise Einreise nach Deutschland verweigert wurde, erfuhr sie von ihrer Ausbürgerung. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Belgien flüchtete sie im Mai 1940 nach Frankreich. Als „feindliche Ausländerin“ wurde sie dort kurzzeitig im Lager Gurs interniert. Danach ließ sie sich in Marseille nieder. In dieser Zeit entstand der Gedichtzyklus Fahrt durch den Tod.
1942 gelang ihr über Casablanca die Weiterflucht nach Kuba, wo sie ebenfalls zeitweilig interniert wurde. Im März 1945 immigrierte Kann weiter in die USA. Dort arbeitete sie unter anderem für die Organisation „Friendship Among Children and Youth“. Sie besuchte Kurse am New Yorker Poetry Center und schrieb Gedichte, Kurzprosa, Essays und Rezensionen. Ab etwa 1950 schrieb sie auf Englisch. Als sie 1969 erblindete, entwickelte sie für ihre literarische Arbeit ein Verfahren, bei dem sie ihre Entwürfe auf ein Aufnahmegerät diktierte und sie im Überarbeitungsprozess auf ein zweites Gerät umdiktierte. 1981 entschloss sich Emma Kann zur Remigration. Es war auch eine „Heimkehr zur deutschen Sprache“, wie sie eines ihrer Gedichte (1981) benannte.
Auswahl wichtiger Werke:
Autobiographisches Mosaik. Betrachtungen und Erlebnisse (herausgegeben von Carola Hilmes, 2022)
Im Anblick des Anderen. Gedichte 1989 (2. Auflage, 2023)
Zeitwechsel. Gedichte 1981–1985 (2. Auflage, 2023)
Weiterführende Literatur:
Ette, Ottmar: Was über die Zeit hinausgeht. Interview mit der Lyrikerin Emma Kann (Konstanz, 24.4.1991), in: EXIL. Forschung, Erkenntnisse, Ergebnisse, Nr. 2, 1993, S. 34–40.