John Heartfield(Helmut Herzfeld)
[Der] produktive Jähzorn hat ihn bei verschiedenen Anlässen, vor allem bei der Arbeit, zeitlebens begleitet.
Wieland Herzfelde über seinen Bruder John Heartfield, 1962
Geboren | am 19. Juni 1891 in Schmargendorf, Deutschland |
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Gestorben | am 26. April 1968 in Berlin, Deutschland |
Exil | Tschechoslowakei, Großbritannien (Vereinigtes Königreich) |
Remigration | Deutsche Demokratische Republik |
Beruf | Maler, Grafiker, Illustrator |
„Wir merkten, oder ich besonders merkte vielleicht, daß der Bleistift zu schwach war, um wirklich glaubhaft den Menschen einzubleuen, was man eigentlich sagen mußte in dieser Zeit.“ (John Heartfield, Rundfunkinterview, 1966) Seine Kunst verstand Heartfield als Mittel im Kampf für die richtige Sache. Für ihn war das die kommunistische Revolution. Während des Ersten Weltkriegs ließen ein kurzer Kriegsdienst, Kriegsalltag und der aufflammende Nationalismus Heartfield politisch werden: Er übertrug seinen Namen ins Englische, um gegen die anti-englische Kriegspropaganda zu protestieren, und wandte sich kritischen Künstlern wie Else Lasker-Schüler und Erwin Piscator zu. 1918 trat er sofort nach ihrer Gründung der KPD bei.
Zusammen mit George Grosz entwickelte er die politische Fotomontage. Der gelernte Maler und Werbegrafiker Heartfield verwendete erstmals die Technik, verschiedene Fotografien und Texte zu Collagen zusammenzustellen – ein Mittel, das auch andere Dada-Künstler anwandten, deren Kreis er angehörte. Er gestaltete auf diese Weise Bücher für politische Verlage wie den Malik-Verlag seines Bruders Wieland Herzfelde, erstellte Grafiken für kommunistische Zeitschriften wie die beliebte Arbeiter Illistrierte Zeitung (AIZ) sowie Plakate und Propagandamaterial für den Wahlkampf der KPD. In seinen Fotomontagen arbeitete Heartfield häufig satirisch, seine Gegner überzog er mit beißendem Spott. Zu seinen Widersachern zählten früh die Nationalsozialisten. Als diese 1933 die Regierung übernahmen, floh Heartfield nach Prag, wo sich Freunde und sein Bruder bereits aufhielten. 1938 floh er nach London, dort war er nach Kriegsbeginn mehrere Jahre als feindlicher Ausländer interniert. An seine künstlerischen Erfolge konnte er nicht mehr anknüpfen. 1950 siedelte er zu seinem Bruder in die Deutsche Demokratische Republik über, wo er jahrelang durch die Kulturpolitik behindert und erst 1956 in die Akademie der Künste aufgenommen wurde.
Weiterführende Literatur:
Akademie der Künste Berlin zu Berlin / Landesregierung Nordrhein-Westfalen / Landschaftsverband Rheinland (Hg.): John Heartfield. Köln: DuMont 1991
Honnef, Klaus (Hg.): John Heartfield: Dokumentation. Reaktionen auf eine ungewöhnliche Ausstellung. Köln: DuMont 1994
Schätzke, Andreas: Rückkehr aus dem Exil: Bildende Künstler und Architekten in der SBZ und frühen DDR. Berlin: Reimer 1999